Vorträge & Diskussionen in Berlin

Prousts Erben - Großprojekte autobiographischer Prosa

Di. 12.12.17 20:00

Teil 4: Das Ich ist der Andere

2 x 2 Freikarten

Marcel Beyer spricht über Friederike Mayröcker, Kathrin Röggla über Hubert Fichte und Regine Strätling über Michel Leiris. Moderation: Nadja Küchenmeister

Friederike Mayröcker
ist menschgewordene Literatur. Was immer sie wahrnimmt und empfindet,
es wird dem neu entstehenden Buch einverleibt, das immer auch ihr Leben
ist. Oder ist das Leben gar ihr Buch, in dem sie nicht müde wird zu
lesen? Für die große österreichische Dichterin ist das Schreiben längst
zur Obsession geworden, kaum ein Jahr, in dem nicht ein neues Buch von
ihr erscheint. Wo sie dichtet, erzählt sie, wo sie erzählt, dichtet sie.
Wo sie aber erinnert, ist sie ganz gegenwärtig, und wo sie aus dem Hier
und Jetzt zu uns spricht, schauen wir in eine Vergangenheit, die durch
Verwandlung in Poesie leuchtet, als verginge kein einziger Tag, keine
Stunde, als lebten wir alle ewig.

Hubert Fichtes
autobiographische Reihe »Die Geschichte der Empfindlichkeit« gilt als
unvollendet, was umso mehr erstaunt, bedenkt man, daß es sich dabei um
17 Bücher handelt, posthum erschienen von 1987 bis 2006. Die meisten der
darin enthaltenen Romane wurden vom Autor noch vor dessen Tod
bearbeitet, doch finden sich auch ethnographische Essays, Hörspiele und
Rundfunkbeiträge darunter, die zum Teil Fragment geblieben sind. In den
Romanen ziehen wir mit dem homosexuellen Schriftsteller Jäcki um die
Häuser, stürzen ab in unzähligen Hamburger Kneipen, philosophieren,
reisen und lieben. Und wir erfahren von Hubert Fichte, der vor sich
selbst warnt und Herodot zu seinen Freunden zählt, warum deutsche
Literatur für ihn immer barocke Literatur ist. Wild und direkt ist diese
Prosa, es wird Zeit, sie neu zu entdecken.

Der Schriftsteller und Ethnologe Michel Leiris
analysierte und sezierte nicht nur das eigene Selbst bis zur
vollkommenen Selbstentblößung, er suchte auch nach einer geheimen
Verbindung zwischen den Wörtern und den Dingen, besessen von dem
Glauben, daß im Wortkörper die ganze Welt enthalten sei. Zudem
interessierte er sich für fremde Kulturen, immer der Lebensfülle
auf der Spur, und reiste dafür u.a. nach Afrika und Südamerika. Er
verstand sich als Archäologe seiner »Spielregel«, wobei er seine
Vorliebe für Okkultes nicht verbarg. Leiris war ein Sprach-, Körper- und
Seelenbesessener, doch galt er lange Zeit ausschließlich als Autor für
Autoren und Eingeweihte, zu Unrecht, wie an diesem Abend bewiesen werden
soll.

An vier Abenden - von September bis Dezember – wurden außer diesen Romanfolgen noch die autobiographischen Werke von Hermann
Lentz, Walter Kempowski, Peter Kurzeck, Mircea Cărtărescu, Warlam
Schalamow, Claude Simon, K. O. Knausgård, J.J. Voskuil, und Gerhard Henschel
im Gespräch mit Autoren, Kritikern und Literaturwissenschaftlern
vorgestellt. Moderiert wurden und werden die Abende von der
Schriftstellerin Nadja Küchenmeister, die diese Reihe auch konzipiert und betreut hat.


Tickets:
5,00 € | erm. 3,00 €

Weitere Informationen unter:
www.literaturhaus-berlin.de

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Veranstaltet durch

Literaturhaus Berlin

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