Fatih Çevikkollu

genau, fathi stellt fragen, und duzt uns. dabei guckt er so sympathisch, dass man ihn sofort gern hat. im roten schicken anzug und dazu crazy lackrote flipflops plauderte er zwei stunden (eine pause) über politisches, privates, menschliches. und dieses hin und her mit seiner identität: türkische wurzeln, geboren in köln, aber deutscher pass. stets anspielungen in unsere richtung, was wir gerade denken könnten, lustig. angie merkel bekommt ihr fett weg (mutti ist alles egal), und was soll ihr rauten-handgriff? ("spiele nicht mit sekundenkleber"?). edathy war thema ("tja, kind und karriere, das klappt selten"). er rief zur revolution auf, aber wir seien einfach zufrieden, also warum? und es gäbe ja eh kein formular dazu in deutschen amtsstuben haha. ihm fiel auf, dass juden und moslems sich ja immerhin beim thema "vorhaut/beschneidung" gut verstehen, er regt sich über mercedes benz auf (kriegs-industrie) und die ganzen lebensmittelskandale. nach der pause wurde er zu einem yoga-guru (inklusive kopfstand), sprachlich herrlicher singsang in yogi-englisch. dann zitiert er einen brasilianischen kumpel, der goethes faust für sich entdeckt hat und fatih die geschichte nun aufgeregt mit akzent erzählen muss. fatih hat mal schauspiel an der ernst-busch studiert, das merkt man. zwischendurch ein paar weisheiten wie "wir sollten menschen lieben und gegenstände benutzen und nicht menschen benutzen und gegenstände lieben". auch die geschichte vom indianer und den wölfen war schön. fathi sorgte für nachdenkliches und schlaues. seine frau (alexandra gauger, musikkabarettistin) war kurz thema und das gemeinsame töchterchen (dinkel-dominas auf dem spielplatz). fathi erinnert vom stil herr an dieter nuhr, nur ist der nicht so flauschig.

Also wir haben uns ganz prächtig amüsiert und sehr viel gelacht mit Fatih Cevikkollu! "FatihTag" ist schon sein viertes Soloprogramm und nach "FatihUnser" das zweite, das wir gesehen haben. Es war wieder eine klasse Mischung aus Politkabarett (NSU-Prozess, Integration, Merkel...) und Comedy (Spielplatzmütter, der indische Glücksguru und natürlich der brasilianische Freund Joao...), dazu noch einige wirklich lebenskluge Sätze wie "Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss." Der Varieté Salon war gut besucht, und es gab sehr viel Gelächter und Applaus. Jederzeit gern wieder!