Nicht geouteter Gothic-Heino mutiert zu Michael Wendler und darf trotzdem nicht nach Kopenhagen ! - Sollte der Musikgeschmack des deutschen Volkes besser sein, als ich es bisher annahm ? Nach diesem Abend lautet die Antwort: Ja ! - Schon bei den Erstauftritten wurde am Applaus deutlich, wen das Publikum liebte: freundlicher Applaus für "Das Gezeichnete Ich" - betretenes Klatschen nach dem Motto 'überflüssig' bei "Oceana" - erste Ausdrücke von Begeisterung bei "Santiano"; man muß diese Musik nicht lieben, aber man kann herzlich mitklatschen. Also: nächste Runde - Teil deutscher Kultur - "MarieMarie" als erste Überraschung des Abends. Großer Zuspruch im Publikum und ab in die nächste Runde. (Ich hoffe sehr, MarieMarie tritt auch weiterhin in den schönen Clubs dieser Welt auf und wird nun nicht zum Disco-Mäuschen) - "The Baseballs" haben es selbst verkackt. Scheiß-Lied und schlechte Bühnenshow. Das können die Jungs wirklich besser. Aber mit diesem Song keine Euphorie im Saal und auch kein weiterkommen - "Elaiza" waren neben "MarieMarie" die Authentischen, Herzlichen des Abends. Große Freude im Publikum. Eine Runde weiter - "Unheilig". Von den Fans freudig beklatscht, ansonsten eher als keiner der besten vier Acts betrachtet kam wohl nur ob seiner Fangemeinde in die nächste Runde. Der Applaus für "MarieMarie" und "Elaiza" war eindeutig größer und breiter gestreut. - Und zu guter letzt, die überheblich gewordene "Madeline Juno". Aus taktischen Gründen ihren Hit erst in der zweiten Runde singen zu wollen, damit er präsenter ist, hat sich nicht rentiert. Tücke zahlt sich nicht immer aus. Das Publikum in Köln hätte sie übrigens als vierte Starterin neben "MarieMarie", "Santiano" und "Elaiza" in die nächste Runde gewählt. - Und dieses Publikum-Stimmungs-Barometer setzte sich fort. Eindeutig im Schnelldurchlauf der zweiten Runde: die besten Songs bekommen den meistene Applaus. Und daß am Ende tatsächlich der ungeoutete Gothic-Heino, der sich mit seinem Lied "Wir sind alle wie eins" (von Ralph Siegel komponiert ?) der gesamten Schlagerwelt anbiedern wollte und vom Kölner Publikum die ersten Buh-Rufe empfangen musste, nicht gewonnen hat, grenzt an ein schönes Wunder.

Herrlicher Abend mit allerlei Kapriolen: skurril, bissig, ironisch, oft schwarzhumorig bis sarkastisch schleudert er heraus, was ihn gerade bewegt oder ärgert. Im Hintergrund eine gute Band mit vorzüglichen Musikern! Vor allem der Gitarrist überzeugte mit "Mark-Knopfler"Riffs... Sehr empfehlenswert!