„Die meisten Menschen sind andere Menschen. Ihre Gedanken sind die Meinungen anderer, ihre Leben Nachahmungen, ihre Leidenschaften nur Zitate.“
Oscar Wilde sitzt im Gefängnis, während er diese Zeilen schreibt. Sein Leben scheint zerrüttet. Diese Worte sind eine Verurteilung der Gesellschaft. Sie gibt seinen Mitgliedern allerlei Normen vor, denen sie im Verhalten, Denken und letztlich sogar im Empfinden entsprechen sollen. Geleitet von diesen Normen hatte Wilde zunächst ein bürgerliches Leben geführt, eine Frau geheiratet und Kinder gezeugt. Im Laufe seines Lebens fand er jedoch heraus, dass er damit nicht sein eigenes Leben lebte, sondern das der Gesellschaft.
Egal, was er tut – entweder ist er unzufrieden, oder die Gesellschaft. Tragisch ist zudem, dass in dieser Geschichte immer einsam geliebt wird – durch Oscar Wilde, aber auch durch seine Ehefrau. Aber gleichzeitig ist es diese Liebe, die das Leiden der Trennung erträglich macht. Sie gibt Hoffnung und macht stark.
In De Profundis regen die Gemelli De Filippis zum Nachdenken über diese Thematik an. Beziehungen, Liebe, Egoismus, Trennung, Einsamkeit, Leid und Hoffnung sind das Fundament der Tanzperformance. Als Oscar Wilde blickt die Hauptfigur in Bildern und Sequenzen auf sein Leben zurück und zeigt dem Publikum, dass vielleicht in jedem von uns etwas von ihm steckt.
Unglücklich mit diesem fremdbestimmten Leben begibt er sich auf die Suche nach sich selbst. Seine persönliche Vollendung findet er in dem jungen Lord Alfred Douglas. Jetzt erlebt er die tatsächliche Dimension von Liebe, größer als er sie jemals für seine Frau empfinden konnte. An dieser Stelle schreitet die Gesellschaft jedoch wieder ein und wirft ihn dafür ins Gefängnis.
Leben wir unser eigenes Leben oder das der Gesellschaft? Wo überschreiten wir die Schranken der Gesellschaftsnormen und wo verletzen diese Normen unsere eigenen Grenzen? Ist unsere Liebe wirklich erfüllt? Kann man die wahre Liebe nur durch Leid erkennen? Ist es die Liebe, die uns in allem Leiden die nötige Hoffnung gibt?
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