Von einem, der aus seinem Dorf in Japan auszog, den Pazifik nach Mexiko-Stadt zu überqueren und schließlich ein Dorf in Kolumbien zu gründen. Aus Angst vor möglichen Verfolgern ist er stets auf dem Sprung. Seine Erzählung bildet die Grundlage für SÜNDENBOCK. Ausgrenzung und Verfolgung, Schuld und Vertreibung werden als basale universale Bewegungsmodi des Menschen untersucht. Wie wird binnen weniger Wochen aus Heilsbringern, an denen die Gemeinschaft ihre moralische Größe unter Beweis stellen kann, das Unheil und die Bedrohung derselben? Wie schnell verwischen sich in den medialen, politischen und gesellschaftlichen Debatten die Aufladungen von Bildern? Werden aus leidenden Geflüchteten potentielle Terroristen? Und wie war das mit dem Ziegenbock, der mit den Sünden der Gemeinschaft beladen aus dem Dorf getrieben wird? Auf dass es danach unbelastet neu anfangen kann?
„Seit der Erfindung des Sündenbocks existiert der Rassismus in allen Ländern.“ (CHARB, BRIEF AN DIE HEUCHLER, Januar 2015, kurz vor seinem Tod beim Terroranschlag auf Charlie Hebdo)
Anlass der Stückidee war der Bilderstreit um Charlie Hebdo. Die Feindbilder, die hier wirksam wurden, konstruieren fortgesetzt Sündenböcke. Ausgehend von diesem biblischen aber auch sozialen Topos befragt die Performance die Ideologien von Narrativen, Bildtraditionen und Theaterritualen. Die Performer_innen erzählen Überlieferungen von Fremdheits-Konstruktionen und Gemeinschafts-Identitäten und unternehmen eine Flucht, um neue Kolonien im Theaterraum zu begründen.
Nina Gühlstorff entwickelt nach KoNGOland ihr zweites Stück am Theater Rampe. Gemeinsam mit ihrem fragwürdig interreligiös besetzten Ensemble verschränkt sie Fiktion und Reales, Darstellung und Dokumentation in einen – nein – drei ebenso äußerst fragwürdige Appelle.
Tickets:
16,00 € I erm. 9,00 €
weiter Informationen unter:
www.theaterrampe.de