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Das Leben im Block in einer funktionalen Stadt vom Reißbrett ist ein globales Phänomen. Die Geschichte der Blocks, ob sozialistischer oder westlich-kapitalistischer Couleur, ist die Geschichte der Fortschrittsmoderne und ihres Verfalls, der mit dem Eintritt in die neoliberale Epoche mit ihren Gated Comunities und Public Private Partnerships einen Abschluss findet. In diesem Sinne ist der Block das Wrack einer gestrandeten Utopie. Mit dem Versprechen von „better home – better live” hatten Blocks in den 70er Jahren ihre große Zeit. Von Detroit über Glasgow bis Novosibirsk und Teheran: die Liste der Städte, die gemäß der neuen Maßstäbe umgebaut werden sollten, ist endlos.
Im Zentrum Kreuzberg liegt die Vierte Welt am toten Ende einer Ladengalerie, die nie als solche funktioniert hat. Macht man von außen ein Foto von dem Veranstaltungsort, könnte er fast überall auf der Welt liegen: in den Banlieues von Paris oder Marseille, in Victoria Island oder Ekbatan. Die Vierte Welt nimmt in „Der Block – Wohnen der Zärtlichkeit“ eine Verbindung von Block zu Block auf und baut eine Brücke zwischen den (un)gleichen Geschichten zweier ferner Stadtteile in Berlin und Teheran. Was verbindet die beiden Orte? Was haben sie gemein?
Teheran sollte in den 70er Jahren zur Metropole nach dem Muster einer „entrepreneurial and demokratic American City” umgebaut werden. Begonnen wird mit Ekbatan, das als erster Stadtteil nach dem neuen Masterplan für Teheran errichtet wird. Gerüchte, dass der Basar, das Herz der Ökonomie des Iran, einer Autobahn weichen soll, bringen 1978 das Fass zum überlaufen. Der Schah wird aus dem Land gejagt und sein Traum einer Modernisierung findet ein Ende. In Ekbatan übernehmen die Bewohner ihren Stadtteil in Selbstverwaltung.
Auch West-Berlin sollte zur autogerechten Stadt werden. Es entsteht das Zentrum Kreuzberg und ein halber Stadtteil soll zugunsten einer Stadtautobahn abgerissen und umgebaut werden. Der Kampf um die Stadt beginnt. Die Frage lautet ab jetzt: „Wem gehört die Stadt?“ Die Pläne für den Stadtumbau lassen sich nicht realisieren. Das Zentrum Kreuzberg wird gebaut – und überlebt als Artefakt dieser Zeit.
Premiere: Fr. 20. November 2015, 20 Uhr
Weitere Vorstellungen: Sa. 21.11 + So. 22.11 // Do. 26.11 + Fr. 27.11 + Sa. 28.11., 20 Uhr
Tickets:
11,00 € | erm. 7,00 € bzw. 3,00 €
Weitere Informationen unter:
www.kunst-pr-ojekte.de
(Foto: Schokofeh Kamiz)