Von & mit Isabelle Gensior, Christoph Keune, Robert Löhr und Thilo Prothmann
Unter Niewo bricht zwölf Lanzen für die Allgemeinbildung und leistet germanistische Verdichtungsarbeit: Ein dreckiges Dutzend dramatischer Meisterwerke von Lessing bis Handke, leicht gekürzt und kurzweilig präsentiert. Da boxt der Faust, da ringt der Nathan und der Siegfried tanzt im Kettenhemd! Woyzeck zählt Erbsen, Jedermann beamt an Bord des Raumschiffs Enterprise und Schillers schillernde Figuren rappen sich zu Mus.
Also: Reclam zur Hand und Bleifuß auf die Schnellvorlauftaste!
Kann man auch alle deutschen Dramen an einem Abend spielen?
Unter Niewo beweist, dass es machbar ist: Sie haben den Kanon der deutschen Dramen durchkämmt und daraus ein Destillat der wichtigsten Werke gewonnen. Dies bringt Unter Niewo auf die Bühne. Vier Köpfe, ein Auftrag.
Da gibt es ein freudiges Wiedersehen mit schulischer Zwangslektüre, die man nie wieder sehen wollte; mit Klassikern, um die man bislang einen Bogen machen konnte – und mit Meisterwerken, vor denen man sich zeitlebens gefürchtet hat. Natürlich fehlt das Nationaldrama des deutschen Volkes nicht: Der Jedermann. – Ach, der ist aus Österreich? Siehste mal, wieder was gelernt. Dann eben Faust.
Der geneigte Bildungsbürger wird so manches Zitat erkennen und wissend lachen – alle Proleten müssen sich leider aufs Lachen beschränken. Denn natürlich verzichtet die allgemeinbildende Verdichtungsarbeit nicht auf den typischen Witz von Unter Niewo: Bei Brecht geben sich Special- und V-Effects die Klinke in die Hand und Hauptmanns Ratten erleben eine Wiedergeburt als Musical (Rats). Der verschwenderische Umgang mit Körperflüssigkeiten beim Woyzeck eifert den modernsten Theaterinszenierungen nach. Und für alle Freunde von blutrünstigen Handpuppen: In Hebbels Nibelungen werden drei Burgunderkaninchen versuchen, Siegfrieds Schwachpunkt zu finden und ihm eine angespitzte Karotte ins Herz zu rammen.
Alle deutschen Dramen an einem Abend – mit oder ohne germanistische Vorbildung ein hochkultureller Hochgenuss.
Tickets:
ab 19,00 €
Weitere Informationen unter:
www.bka-theater.de
(Foto: Frederic Schweizer)