WOYZECK ÜBERSCHREIBEN ist der 3. Teil einer Recherche, die sich mit den Möglichkeiten auseinandersetzt, historisches Inszenierungsmaterial zu erinnern, fortzuschreiben und zu übermalen, um gerade dadurch den Raum für eine aktuelle Inszenierung zu öffnen.
Georg Büchners Woyzeck scheint sich für diese Recherche perfekt zu eignen: trotz seiner sperrigen Zitathaftigkeit und seines Fragmentcharakters wurde er allzu oft als ‚soziales Rührstück‘ gelesen und damit auf fragwürdige Weise verharmlost. Entlang stattgefundener Zugriffe auf diesen Stoff nun zugleich diese Zugriffe und Konventionen zu ‚zersetzen‘, kann dem Stück vielleicht etwas zurückgeben, das immer wieder unberücksichtigt blieb.
4 TänzerInnen rekonstruieren die Bewegungen und Sprechweisen von Schauspielern in ihren Verkörperungen des Woyzeck-Personals unterschiedlicher früherer Inszenierungen und entwickeln daraus eine Choreografie. Als was können die historischen Gesten eines Schauspielers nun lesbar werden, wenn ein Tänzer sie rekonstruiert, re-enactet, nachschreibt in dem Bewusstsein, dass es sich um das Material Abwesender handelt? Welche Körper, welche Identitäten, welche Präsenzen bringt diese Konfrontation hervor?
Es entsteht ein Archiv der Erinnerungen und damit verbunden natürlich die Frage, wie ein Umgang mit einem kulturellen Gedächtnis heute möglich ist. Wie können die Ausführenden innerhalb des ‚Korsetts‘ der Choreografien von anderen zum Subjekt der permanenten Aktivität, Reflexion und Entscheidung werden? Wie können sich die Performer einerseits in die verschiedenen fiktionalen Bewegungssprachen hineinbegeben und andererseits parallel dazu ihr „politisches Recht, Subjekt zu sein“ (Roland Barthes) verhandeln? Zusammen mit seinem Team begibt sich Regisseur Sebastian Blasius auf die Reise zu den Bruchzonen des Woyzeck-Materials und versucht eine neue Perspektive auf den ‘vielfach vom Theater geschundenen Text’ (Heiner Müller) zu formulieren.
Tickets:
13,00 € | erm. 8,00 €
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Tel. 030 / 28 09 30 62
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