Die Hinterbühne eines Theaters, das Bühnenbild wird soeben aufgebaut, Vera Landis, knapp 50, steht kurz vor der Premiere zu „Die Überlebende der Titanic“. Noch fehlt Spielpartner und Ex-Ehemann Tom, Veras Aufregung ist groß. Hinter der Hinterbühne sitzt auch noch Publikum, 90 Minuten zu früh und auf der „falschen“ Seite, wie Vera bemerkt. Angesichts der Zuschauer kommt Vera nicht umhin, Bilanz zu ziehen: „Meinen Sie, nur weil ich immer glücklich bin, geht es mir gut?“. Die 80er, Hoffnungen, eine Zukunft, Sex und Hauptrollen, Vera sieht sich in der Pflicht, damit fertig werden zu müssen, alles gehabt zu haben. Doch der Wermutstropfen über die ausgebliebene Theaterkarriere wiegt schwer, just vor der eigentlichen Premiere von „Die Überlebende der Titanic“ am 9. November 1989 verschwand Regisseur Georg mit dem dramatischen Stoff nach Hollywood.
Der Monolog „Oben bleiben!“ von Carsten Golbeck ist eine Wanderung auf dem Grat zwischen dem weichgezeichneten Poesiealbum des eigenen Erfolgs und der harten Realität, die erbarmungslos dazwischenfunkt. Das Stück ist zugleich die Zustandsbeschreibung einer Gesellschaft, die sich mit ihrem System zunehmend gegen sich selbst richtet. Vera Landis spricht stellvertretend für die Generation, die noch alles hatte und jetzt merkt, dass das System, das sie selbst gefüttert hat, beginnt, sie aufzufressen. Der Untergang der Titanic steht als Metapher für ein zerstörerisches Gesellschaftssystem, vor dem eine Frau um ihre Würde, ihren Platz und eine Perspektive kämpft.
Tickets:
ab 18,00 €
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www.hamburger-kammerspiele.de
Foto: Bo Lahola