Theater im Theater als Expertenendzeitkomödie:
Fieberhaft wird im Kunstwohlfühlbetrieb an der Stückentwicklung „Pascals Reise ins Glück – Operation Germanenkind“ gefeilt. Das bitterböse Gesellschaftsbild soll verstören. Der 49jährige Jungregisseur baut dabei natürlich auf Wirklichkeitsexperten, diesmal einen authentischen Behinderten namens Bernd alias Pascal.
Stück im Stück als Randgruppenkrimi:
Figur Pascal leidet darunter, nicht normal zu sein. Auf der Suche nach Heilung gerät er an einen dubiosen Arzt, der ihn mittels kruder Methoden zum gesellschaftsfähigen Wesen umpolt. Doch das funktioniert genauso wenig, wie Privatmensch Bernd den Erwartungen seiner soziokulturell kompetenten Theaterkollegen entspricht. Bernd ist nervtötend, unsozial und zeigt deutlich faschistoide Züge – was die betont menschliche Atmosphäre der Proben zusehends zum Kippen bringt.
Die GbR-Künstler weigern sich, als improvisierende Klischees die Autorenarbeit weiter zu verrichten. Die nicht-behinderte Schauspielerin Verena Unbehaun bekundet Mühe mit der Umsetzung der behinderten Titelrolle. Der Regisseur tönt durch Abwesenheit, lässt den Assistenten inszenieren und schreibt derweil am Pamphlet seines Rahmenprogramms gegen Ethnisierung, Exotisierung, Folklorismus und kulturelle Homogenisierung.
Nach einer ausgedehnten Diskussionspause gibt sich das Ensemble Mariakron einen Ruck, um wenigstens die unbedenklich-poetische Binnenhandlung für heute in den Kasten zu bekommen. Ein Theaterabend wie ein Humanitätenkolosseum.
Tickets:
13,00 € | erm. 8,00 €
Weitere Informationen & Tickets unter:
Tel. 030 / 28 09 30 62
www.theaterdiscounter.de
tickets@theaterdiscounter.de
(Foto: Vadim Bolokowski)