Im Anfang steckt schon das Ende, die ganze Katastrophe: Der alte König Lear will vor der Zeit abdanken, Macht, Besitz und die Sorge um den Staat ablegen und sein Reich unter seinen drei Töchtern zu gleichen Teilen aufteilen. Er stellt die Liebe seiner Töchter auf die Probe und fragt, welche ihn am meisten liebe. Goneril und Regan beteuern pflichtgemäß ihre Liebe und bekommen ihre Teile, Cordelia, die jüngste, von ihm am meisten geliebte Tochter verweigert sich dem rhetorischen Wettbewerb und antwortet auf die Frage, was sie sage: „Nichts.“ Mit diesem „Nichts“ nimmt die Tragödie als ein groteskes philosophisches Narrenspiel ihren Lauf: Lear enterbt und verstößt Cordelia, er selbst wird von Goneril und Regan in die Wüste geschickt und zum Outcast degradiert. Dieses „Nichts“ ist das Fanal zum Crash einer Weltordnung, Gesetz und Moral, Logik und Vernunft implodieren, Gewalt, Chaos, Wahnsinn und Zerfall treten an ihre Stelle. Und keine rettende Utopie erhellt die apokalyptische Dunkelheit. Am Ende sind alle tot.
Bei Shakespeare wurden die weiblichen Figuren von männlichen Darstellern vorgeführt. Wir bleiben in der Tradition dieses Rollenspiels – mit umgekehrtem Vorzeichen: Frauen spielen Männer und Frauen und eröffnen neue Perspektiven auf König Lear, dieses vierhundert Jahre junge Stück, in dem auch immer die Frage nach Wahrheit oder Täuschung, nach dem Kern der eigenen Identität gestellt wird.
Tickets:
11,00 € bis 28,00 €
Weitere Informationen & Tickets unter:
www.schauspielkoeln.de