Dotty Otley
will es noch einmal wissen. Nachdem ihre letzten Bühnenerfolge zu viele
Jahre her sind, steckt sie ihr Geld in eine Tourneeproduktion, die sie
zurück auf die große Bühne bringen soll. Leider hat sie nicht mehr so
sehr viel Geld — so dass sich die Mitspieler aus dem Kreis ihrer
ehemaligen und aktuellen Liebhaber rekrutieren (wobei der aktuelle
Status nicht immer eindeutig geklärt ist) sowie aus Kollegen, die ihre
besten Tage lange (möglicherweise zu lange) hinter sich haben.
Und
auch das Stück, das Dotty für ihr Comeback gewählt hat, eine
Boulevard-Komödie mit dem Titel „Nackte Tatsachen“, hält scharfer
Betrachtung und Logik nicht unbedingt stand. Die Proben geraten zum
Desaster, wenn sich die Spieler heillos verheddern — in den Abgründen
der abstrusen Story, ihren privaten Verwicklungen und der Frage, durch
welche der vielen Türen sie als Nächstes auftreten müssten. Einzig
Regisseur Lloyd Dallas versucht angesichts der drohenden Premiere
beharrlich, aber vergeblich einen roten Faden in die Abläufe auf und
hinter der Bühne zu bekommen …
Michael Frayn gelang mit „Der
nackte Wahnsinn“ 1982 einer der großen Klassiker unter den
Theaterkomödien. Als Theater auf dem Theater konzipiert, spielt Frayns
Stück mit der ganzen Palette an Theaterklischees und Bühnenpannen — und
nicht zuletzt mit den Möglichkeiten der Drehbühne, so dass im Laufe des
Stücks alles sichtbar wird: das Geschehen vor, auf und hinter der Bühne.
Der 1. Akt zeigt die Generalprobe von „Nackte Tatsachen“, der 2. Akt
dann eine spätere Vorstellung — aber aus der Perspektive hinter der
Bühne. Der 3. Akt dreht wiederum auf das Geschehen auf der Bühne: Es ist
die letzte Vorstellung zum Tournee-Ende der „Nackten Tatsachen“ — wenn
von Lloyds Inszenierung, von den Nerven der Beteiligten und vom Stück
nur noch schüttere Reste vorhanden sind …
„Der nackte Wahnsinn“
ist rasanter Slapstick und, bei allen Witzen über das Theatermetier,
gleichzeitig auch eine große Liebeserklärung an das Theater — und ein
Stück, das den Spielern ein Höchstmaß an Präzision und Timing
abverlangt. Schauspielintendant Enrico Lübbe inszeniert „Der nackte
Wahnsinn“ als Silvesterpremiere 2015.
„Die
Bravo-Rufe bereits zur Pause sind einem Timing geschuldet, das den
rasanten Slapstick-Dreiakter phasenweise fast rauschhaft abspult. [...]
Das Ensemble harmoniert, zieht das Tempo an und stürmt in orchestrale
Präszision durch den zweiten Akt.“ LVZ
Spielort:
Große Bühne
Tickets:
ab 10,00 €
Weitere Informationen unter:
http://www.schauspiel-leipzig.de/service/
Foto: © Rolf Arnold