Eine Tragikomödie nach Heinrich von Kleist | Gastspiel
Was bleibt, wenn einem alles genommen wird, wenn selbst das Ich abhanden kommt?
Den Stoff des AMPHITRYON lieferte Kleist - neben der Vorlage Molières - eine Randnotiz der griechischen Mythologie: Die Zeugungsgeschichte des Herkules. Begeistert von der Schönheit der Alkmene beschließt Jupiter, sie in Gestalt ihres Mannes Amphitryon zu besuchen. Die getäuschte Alkmene erlebt mit dem falschen Ehemann eine unvergessliche Liebesnacht. Der echte Amphitryon, als Sieger aus der Schlacht heimgekehrt, erlebt seine größte Niederlage im Privaten: Ein anderer raubt ihm seine Identität. Wie im Blindflug agieren die Menschen in diesem Stück, da Ihnen jedes Koordinatensystem für wahr und falsch – selbst das der eigenen Gefühle – genommen wurde.
Kleists Reflektion einer ultimativen existenziellen Verunsicherung ist gerade in Zeiten von Terror-Spionage-Programmen und Web 2.0 mit seinen Social-Media-Angeboten und Formen des Cyber-Mobbings hochaktuell: Nur tritt das wahre Ich heute nicht mehr mit einem Doppelgänger aus der Götterwelt in Konkurrenz, sondern mit dem eigenen Cyber-Ich des Internets. Trotz derselben Identität ergeben sich auch hier Abweichungen, Wunschbilder, Verwandlungen, Täuschungen oder Kopien der eigenen Identität. Und: Der Schaden für die eigene Selbstwahrnehmung und das Lebensumfeld sowie die Hilflosigkeit, "wie soll ich beweisen, dass ich ich bin", sind vergleichbar.
Dass das Ich nichts Fixes ist, welche Berufsgruppe wüsste es besser als Schauspieler, die die Ichs ihrer Rollen stets aufs Neue konstruieren und dabei auch noch das private Ich als Konstrukt mit ins Spiel zu bringen haben.
Tickets:
18,00 € | erm. 13,00 €
Weitere Informationen & Tickets unter:
www.comedia-koeln.de