Indien ist überall. In Migrationsbewegungen reist die kulturelle Vielfalt des Subkontinents über Ozeane, die Filme Bollywoods bringen sie bis in die entlegensten Winkel der Welt. Die Kodierung des komplexen Zusammenspiels aus Film, Musik und Tanz mag Außenstehende zunächst vor Rätsel stellen – gerne wird sie von europäischen Hochkulturwächter*innen als Kitsch belächelt. Doch der Einfluss indischer Kultur weltweit ist gewaltig. Dem trägt die WASSERMUSIK 2015 unter dem Titel „Mother India“ Rechnung: Asha Bhosle, die wohl berühmteste Bollywood-Sängerin überhaupt, gibt ihr erstes Deutschland-Konzert. Der Tabla-Elektroniker Talvin Singh und die Folklegende Mike Heron spielen speziell für die WASSERMUSIK erarbeitete Sets, die Konkani Goan All Stars kommen eigens für das Festival zusammen.
Zu entdecken gibt es außerdem: Bhangra aus Brooklyn, den künstlerischen Reichtum legendärer Filmkomponisten wie R.D. Burman, bengalischen Jazz aus London, Sitar trifft Steel Drums aus Trinidad, Singer-Songwriting, Sufi-Gesänge und Ghettotech. Das Filmprogramm spannt den Bogen von großen Bollywood-Klassikern wie dem namengebenden „Mother India“ von 1957 bis zu umstrittenen aktuellen Independent-Filmen wie „Gandu“.
Austragungsort ist in diesem Jahr die Wiese am Spiegelteich vor dem HKW, da die Dachterrasse saniert wird. Bei Regen bleibt die WASSERMUSIK wie gehabt waterproof in der Ausstellungshalle.
Heute:
2 Konzerte + Film
19.00 Uhr: Zoe Rahman / Konzert
Jazz,
Tradition und Imagination: Die Tochter eines bengalischen Vaters und
einer britischen Mutter studierte klassisches Piano an der Royal Academy
of Music und an der Oxford University, stürzte sich aber dank eines
Stipendiums für das Berklee College of Music bald ganz und gar in die
Welt des Jazz.
Dort ist sie mittlerweile eine feste Größe, bereits ihr zweites Album „Melting Pot“ wurde 2006 für den Mercury Preis nominiert. Für „Kindred Spirits“ (2011) kollaborierte sie mit Courtney Pine; das Album erhielt den britischen MOBO Award. Mit George Mraz veröffentlichte sie 2013 „Unison“. Mit Jerry Dammers’ Spatial A.K.A. Orchestra spielte sie 2013 am HKW.
Zoe Rahman online
20:30 Uhr: Rudresh Mahanthappa’s Kinsmen / Konzert
Eine Synthese
aus Jazz und südindischer Karnataka – abseits von den Sitarklängen Ravi
Shankars oder Miles Davis’ „On The Corner“: Dies strebte der
US-amerikanische Saxofonist Rudresh Mahanthappa an, nachdem er zum
ersten Mal das Album „Saxophone Indian Style“ des Karnataka-Meisters
Kadri Gopalnath gehört hatte.
Mahanthappas Eltern kommen aus Indien und sein Musikerkollege, der Gitarrist Rez Abbasi, ist Sohn pakistanischer Einwanderer. In ihrem Umfeld in den USA verstanden sich die beiden Musiker als Verwandte – als „Kinsmen“. Gemeinsam mit Kadri Gopalnath haben die beiden eine Spielweise entwickelt, die die südindische Musik mit dem harmonischen Gerüst des Jazz verbindet. Die „Kinsmen“ verknüpfen die losen Enden der Spieltraditionen verschiedener Kontinente zu einem modernen Sound, der der globalisierten Welt Rechnung trägt. Für die Wassermusik stehen die drei Ausnahmemusiker Mahanthappa, Abbasi und Gopalnath gemeinsam mit der preisgekrönten Karnataka-Violinistin A. Kanyakumari auf der Bühne.
Rudresh Mahanthappa online
22:00 Uhr: Finding Carlton – Uncovering the Story of Jazz in India / Film
Regie: Susheel Kurien, Indien 2011, 73 min, OmE
Auf den Spuren der fast vergessenen Jazz-Ära in Kalkutta
In der Zeit des 2. Weltkriegs boomte die Jazz-Szene in Kalkutta und Mumbai, nicht zuletzt durch die Stationierung von US-Soldaten auf indischem Boden. Carlton Kitto, der virtuose Bebop-Gitarrist, ist einer der letzten Überlebenden dieser fast vergessenen Ära. In seinem Debütfilm porträtiert Susheel Kurien den Alltag des 68-jährigen Einzelgängers und blickt gemeinsam mit ihm und Weggefährten, wie dem Jazz-Keyboarder Louis Banks, auf die Zeit, in der der Jazz zu einer Brücke zwischen den Kontinenten wurde.
Tickets:
Abendticket (2 Konzerte + Film) 14€ / 10€
Ausstellungsdauer:
Fr, 17. Juli 2015 — Sa, 08. August 2015
Weitere Informationen & Tickets unter:
www.hkw.de
Abbildung: Wassermusik: Mother India | Illustration: Golden Cosmos, Design: NODE Berlin Oslo