Theater in München
Oder das Klistier der reinen Vernunft
3 x 2 Freikarten
«Der eingebildete Kranke», Molières fünfte Komödie, die sich mit der Ärzteschaft und den von ihr praktizierten Heilmethoden beschäftigt, besitzt eine in der Theatergeschichte einzigartige makabre Komponente: Molière, in der Uraufführungsinszenierung 1673 selbst der eingebildete Kranke und bereits von schwerer Krankheit gezeichnet, erlitt auf offener Bühne einen Blutsturz und starb wenige Stunden später.
Im Zentrum steht Argan, der sich nicht nur einbildet, krank zu sein, sondern es tatsächlich ist: Er leidet an Hypochondrie. So kann und will er sich nicht anders zu seinem sozialen Umfeld ins Verhältnis setzen als über sein Leid, um das er in tyrannischer Selbstbespiegelung kreist. Der Kölner Autor und Musiker PeterLicht schreibt mit «Der eingebildete Kranke» seine vierte Molière-Neudichtung: Gewohnt sprachverspielt seziert er sowohl den Individual- als auch den Gesellschaftskörper und bricht das letzte Tabu neoliberaler Selbstoptimierer – das der Sterblichkeit.
«Argan ist ein Hyperperformer der Empfindsamkeit. Er neigt der Unsterblichkeit zu, das heißt, er will immer weiter das tun, was ihm als Lebewesen vorgegeben ist zu tun, nämlich LEBEN, wie sollte es auch anders sein? Er ist ein LEBEwesen, bei ihm gibt es keinen Tod, sondern nur die ANGST vor dem Tod. Der Tod ist abgeschafft. Aber leider ist es nicht klar, ob sie wirklich gelang, die Abschaffung. Argan hat den Tod ersetzt durch Strategien zur Vermeidung des Todes. Also zur Aufrechterhaltung der Gesundheit, was ja das Gleiche. Es gibt eine einfache Gleichung: Solange man gesund ist, ist man noch nicht tot. So viel immerhin wissen wir. Obwohl … » PeterLicht
Claudia Bauer setzt ihre erfolgreiche Zusammenarbeit mit PeterLicht fort und bringt mit «Der eingebildete Kranke» zum dritten Mal ein Stück des Autors zur Uraufführung.
Dauer:
2 Stunden 15 Minuten, keine Pause
Auf der Bühne:
Argan, der eingebildete Kranke - Florian von Manteuffel
Béline, seine Frau - Pia Händler
Angélique, seine Tochter - Antonia Münchow
Béralde, sein Burder - Thomas Lettow
Toinette, Prviatsekretärin - Myriam Schröder
Cléante, Geliebter Angéliques - Max Rothbart
Monsieur Purgon, Arzt - Christoph Franken
Monsieur Bonnefoy, Notar - Ulrike Willenbacher
Mitwirkende:
Inszenierung - Claudia Bauer
Bühne - Andreas Auerbach
Kostüme - Vanessa Rust
Musik - PeterLicht
Arrangements und Musikalische Leitung - Henning Nierstenhöfer
Licht - Gerrit Jurda
Dramaturgie - Constanze Kargl
Tickets
Residenz Theater
Veranstaltet durch
Residenztheater München
twotickets.de bedankt sich für die Zusammenarbeit. Pressetext und -foto mit Genehmigung von Residenztheater München. © liegen bei den Urhebern. Foto: Residenztheater München
Für diese Veranstaltungen gibt es
Sagenhaft!!!! 1 1/2 Stunden perfekte, hintergründige Unterhaltung . Eine Glanzleistung von Herrn Dölle.
Die Inszenierung war sehr experimentell - eine Handlung im klassischen Sinne gab es nicht und selbst die Personenzuordnung war nicht eindeutig (insofern war die Einführung durch die Dramaturgin eine halbe Stunde vor Beginn sehr hilfreich, so war man schon etwas vorbereitet). Da ich jedoch vorher keinerlei konkrete Erwartung an diesen Theaterabend hatte, konnte mich ganz offen einlassen auf das, was mich auf der Bühne erwartete. Die Darstellungen der Schauspieler haben mich überzeugt und ich fand die Inszenierung phantasievoll und poetisch. Mein Begleiter dagegen, der das Stück vorher schon kannte, konnte wenig damit anfangen und war eher frustriert. Insgesamt sich nicht jedermanns Geschmack, aber ich zumindest habe einen anregenden Theaterabend verbracht und würde es durchaus weiterempfehlen.
Eine der großen Inszenierungen am Resi diese Saison. Die Möglichkeiten für das Bühnenbild und den schauspielerischen Möglichkeiten werden voll ausgereizt. Es werden alle Zugänge zu der Bühne benutzt, jetzt weis ich wie viele Öffnungen der Boden hat. Insgesamt ein gelungenes Stück, könnte etwas kürzer sein (3 Stunden mit Pause). Der Text oft in Reimform. Ich steh nicht so auf klassische Stücke, ich mag es etwas gefälliger, aber sehenswert. Die Drummachine ist auf sehenswert. Und wer Theaterrauch nicht verträgt sollte nicht in die erste Reihe gehen.