Das verbindende Element der Malerei von Sieglinde Bölz und Beate Knapp sind die intensive Farbigkeit und die Leuchtkraft, welche die Arbeiten prägen. Die den beiden Künstlerinnen jeweils eigene gestische Malfaktur ist dabei in einer Jahrzehnte währenden konsequenten Entwicklung selbstständig gebundener Bildsysteme vorangeschritten, hin zu einem eher ungegenständlich informellen Ausdrucksgehalt. Stand zu Beginn der 1980er Jahre die Figuration noch im Mittelpunkt des Interesses, lösten sich beide Malerinnen rasch von der eigentlichen Darstellung des menschlichen Körpers, bewahrten aber dennoch zugleich beharrlich den Menschen als Bezugspunkt ihrer Arbeit. Grundkonstellationen individueller Existenz und menschlichen Handelns erscheinen nun in Form von Bewegungsspuren in Abwesenheit ihrer Urheber. Bald tauchen sie als unmittelbare malerische Indizien in Gestalt der vom Menschen in alltäglichem Gebrauch verwendeten Dinge auf, bald zeichenhaft übertragen in geistig-philosophische Raumpläne allgemeingültiger geometrischer oder ornamentaler Chiffren, immer aber auf dem jeweils eigenen Weg in die Farbe.
In den konzeptionell geprägten Arbeiten von Sieglinde Bölz (geb. 1957 in Ravensburg, lebt in Karlsruhe) verschränken sich zwei vorgeblich völlig entgegengesetzte Bildebenen. Die tieferliegenden Malschichten sind in ein organisch fließendes Anwachsen entgrenzt. Dieses wird wiederum von streng geometrisierenden, in Primärfarben gehaltenen wellenförmigen Linien überlagert, die den gekrümmten Raum verkörpern. Diese mäandrierenden Wegebilder können mit ihren oszillierenden Linienschwingungen durchaus in Analogie zu filmischen Bewegungsstudien eigener körperlicher Erfahrung gesehen werden, ausgelöst beispielsweise durch die ausgedehnten Fahrradreisen von Sieglinde Bölz. Die so entstehende Tiefenräumlichkeit wird zusätzlich verstärkt, indem das archetypische Motiv des Labyrinthes in die umfänglichen Werkzyklen einbezogen wird, das auch für die kunsttheoretischen Untersuchungen der Malerin von zentraler Bedeutung ist. Auf diese Weise entstehen in sich geschlossene Farbarchitekturen, die elementare Ordnungsprinzipien vom konkret Sichtbaren der Einzelform (etwa des Kreises) ins allgemein Kosmische erweitern.
Beate Knapp (geb. 1952 in Reutlingen, lebt in Achern) ist dagegen mit dem Aufstand der Dinge befasst. Im Spannungsfeld zwischen vitaler Dynamik und bedrohlicher Konfusion entwickeln diese auf der Leinwand ein Eigenleben, das Farbe und Malspur zum Vibrieren bringt. Gegenstände jedweder Art – Kannen, Kameragehäuse, Kleidungsstücke, Handtaschen – stellen hier Metaphern gelebten Lebens und biografische Fetische vor, die die Existenz des Besitzers mühelos zu überdauern vermögen. All diese vermeintlich so leblosen Dinge sind von ihren jäh ins Dunkel geweiteten Öffnungen und losen Verschlüssen bestimmt, die wie Okulare die unbändige Sehlust der Malerin nahezu spürbar zu verkörpern imstande sind. Andererseits führt die malerische Einzelstellung von technischen Geräten wie Schreibmaschinen, Sägen und Schraubern vor Augen, wie die individuelle Autonomie des Menschen beständig gefährdet ist durch scheinbar selbstermächtigte Maschinen, deren unaufhörlich ratternde Typen und schrill kreischenden Sägeblätter die Grenzen der Beherrschbarkeit längst überschritten haben.
Ausstellungsdauer:
17. März bis 3. Juli 2016
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Freitag
von 14.00 bis 18.00 Uhr
Samstag, Sonntag und an Feiertagen
von 11.00 bis 18.00 Uhr
Tickets:
7,00 € | erm. 5,00 €
Weitere Informationen unter:
www.museum-hurrle.de