„Ich bin daran interessiert, eine eigene kleine Welt zu erschaffen und sich in dieser Welt zu verlieren.“
Omer Fast
Omer Fast (* 1972) gehört zu den markantesten Film- und Videokünstlern seiner Generation. Er kreiert in seinen Filmen eine Narration, die die Grenzen zwischen eigener und medialer Erzählung sowie aktueller und historischer Ereignisse in Frage stellt. Sein Werk verweist auf das Spannungsverhältnis zwischen Dokumentation und Fiktion. Der Martin-Gropius-Bau zeigt sieben seiner Projekte in einer ersten großen Soloausstellung in Berlin.
Zu sehen sind: „CNN Concatenated“ von 2002, „Looking Pretty for God“ (nach G.W.) von 2008, „5000 Feet is the Best“ von 2011, „Continuity“ von 2012, „Everything That Rises Must Converge“ von 2013, und „Spring“ von 2016 sowie eine neue Arbeit mit dem Titel „August“ von 2016. Dieses filmische Werk stellt den bekannten Kölner Fotografen August Sander (1876-1964) ins Zentrum. Ausgangspunkt der in 3D aufgenommenen neuen Arbeit sind Sanders Leben und Werk. In surrealen Traumsequenzen wird der Künstler am Ende seines Lebens vom Tod seines Sohnes und seiner fotografierten Figuren heimgesucht. Verbunden wurden die sieben Videowerke durch drei inszenierte Warteräume, ähnlich derer beim Arzt, am Flughafen oder beim Amt. Der Künstler hat sie für den Martin-Gropius-Bau konzipiert.
Fast erzählt in seinen filmischen Kunstwerken Geschichten von Trauma, Krieg und Beziehungen. Es ist stets bearbeitetes Material. Doch nichts ist verlässlich: keine Figur, kein Erzähler, kein noch so authentisches Filmmaterial. Alles ist konstruiert. Alles, was wir zu wissen glauben, könnte auch ganz anders sein. Fast, der in Israel und den Vereinigten Staaten aufgewachsen ist und seit 2001 in Berlin lebt, stellt in seinen Arbeiten die Konventionen des Storytellings in Frage. Omer Fasts Filme sind mehr als Gedankenexperimente oder Spiele zwischen Erzählung und Inszenierung. Sie sind beklemmend und berührend zugleich.
Die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau findet im Rahmen des Programms „Immersion. Analoge Künste im digitalen Zeitalter“ statt. „Immersion“ ist ein neues Programm der Berliner Festspiele, das auf drei Jahre angelegt ist. In ihm werden in regelmäßiger Folge künstlerische Arbeiten zur Aufführung und Ausstellung gebracht, denen man nicht mehr gegenüber steht, sondern die man betritt und somit Teil von ihnen wird – als Performance oder Skulptur, Choreografie, Narrative Space oder Virtual Reality Experience.
Ausstellungsdauer:
18. November 2016 bis 12. März 2017
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Montag von 10:00 Uhr bis 19:00 Uhr
Dienstag geschlossen
Tickets:
11,00 € | erm. 7,00 €
Weitere Informationen unter:
www.gropiusbau.de
Foto: Omer Fast: August, 2016. Ein-Kanal-Videoinstallation, 3D-Projektion Courtesy Galerie Arratia Beer / gb agency / Dvir Gallery / James Cohan Gallery / Filmgalerie 451 © Omer Fast