Seit dem 4. Juni 2015 zeigt die Helmut Newton Stiftung die dreiteilige Ausstellung „Newton. Horvat. Brodziak“. Bereits früher wurde dort das Werk einiger berühmter Kollegen demjenigen von Newton an die Seite gestellt; nun sind mit Frank Horvat und Szymon Brodziak zwei Photographen eingeladen worden, die sich insbesondere in den Bereichen Mode und Porträt einen Namen gemacht haben; aber auch Aktbilder finden sich in ihrem Werk, thematisch also Newton nahe, stilistisch jedoch eigenständig. All dies wird anhand von insgesamt 300 Exponaten unterschiedlicher Formate und Entstehungszeiten in der aktuellen Ausstellung vorgestellt.
Frank Horvat gehört zweifellos zu den bedeutenden Photographen des 20. Jahrhunderts. Nach seiner Übersiedlung nach Paris begann eine Bilderbuch-Karriere des Autodidakten, inklusive der Teilnahme an der legendären Ausstellung „The Family of Man“ und zahlreicher Veröffentlichungen seiner Aufnahmen in renommierten Magazinen. Der Mensch stand stets im Mittelpunkt seines Interesses. Ab Ende der 1950er-Jahre entstanden vor allem Modephotographien, die er in Elle, Vogue und später in Harper’s Bazaar veröffentlichte. Horvat vermochte dem Modebild stets etwas hinzuzufügen, was die traditionelle Modeinszenierung ergänzte, etwa überraschende Kontraste oder Kombinationen der weiblichen Modelle mit normalen Passanten im öffentlichen Raum. Den damaligen Zeitgeist hat er mit solchen Photographien entscheidend mitgeprägt. In den letzten Jahren hat er die Motive der Mode- und Werbebildwelt mit Aufnahmen seines privaten Umfelds ersetzt. Das Buch- und Ausstellungsprojekt „House with Fifteen Keys“, in das auch solche Aufnahmen eingingen und aus welchem nun erstmalig 200 Werke in Berlin gezeigt werden, nennt er sein Vermächtnis.
Der junge polnische Photograph Szymon Brodziak ist ein vergleichbar intensiver Geschichtenerzähler mit der Kamera. In seiner ersten institutionellen Ausstellung in Deutschland zeigt er großformatige Schwarz-Weiß- Aufnahmen aus der jüngst erschienenen ersten Monographie „One“; er erschafft reale und doch ungewöhnliche Bühnen für seine Inszenierungen mit überwiegend weiblichem Personal. Seine Aktbilder inszeniert er zwischen Natürlichkeit und aufreizender Stilisierung. Stets ist es eine Mischung aus subtiler Erotik und weiblicher Eleganz, egal ob in der Bildgeschichte Möbel, Autos oder Kaffee beworben werden. Brodziak beherrscht nicht nur die Technik und das Setting perfekt, sondern besitzt auch für das stille, ja intime Charakterbild das entsprechende Einfühlungsvermögen. Er bedient die gängigen Klischees und Schönheitsideale der Mode- und Aktphotographie – und hinterfragt sie zugleich.
Ergänzt werden die beiden monographischen Präsentationen durch den zweiten Teil der Dauerleihgabe von Helmut Newton, die seit der Stiftungsgründung durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz im „Museum für Fotografie“ verwahrt wird. Auch diesmal sind es ikonische Aufnahmen
Newtons, Mode- und Aktbilder, Porträts und Selbstporträts, insgesamt mehr als 70 historische Originalabzüge, von denen viele bisher hier noch nicht ausgestellt waren. Eine Farbbildserie aus den 1980er-Jahren offenbart auch einen konzeptionellen Ansatz Newtons: Damals photographierte er David Hockney, David Bowie, Charlotte Rampling und andere in ihrem Schlafzimmer auf dem Bettrand sitzend und in einer zweiten Aufnahme dieselben Personen beim Öffnen der Schublade des Nachttischschrankes. Newton richtet den Blick also auf zwei sehr intime Bereiche: auf das Schlafzimmer und dessen Innerstes. So sind Prominente noch nie porträtiert oder charakterisiert worden.
Ausstellungsdauer:
4. Juni bis 15. November 2015
Öffnungszeiten:
Di, Mi, Fr 10–18 Uhr, Do bis 20 Uhr, Sa + So 11–18 Uhr
Tickets:
10,00 € | erm. 5,00 €
Weitere Informationnen & Tickets unter:
www.helmut-newton.de
Foto: Szymon Brodziak
The Flower
Lanzarote, Spain, 2014
© Szymon Brodziak