Wir haben uns an den Gedanken gewöhnt, dass die erste Techno-Avantgarde der Künste aus dem Westen Europas und aus Nordamerika stammt. Jedoch sind nahezu alle Grundlagen für die Entwicklung elektronischer Bild- und Tonwelten im Osten entdeckt und erfunden worden. Die Ausstellung stellt mit Zbigniew Rybczyński (*1949) und Gábor Bódy (1946-1985) zwei Medienpioniere aus Polen und Ungarn vor, die sich in der Tradition der ersten europäischen Avantgarde entwickelten. Beide haben ab den frühen 1970er Jahren die Herausforderungen, die neue Medientechnologien an die Künste stellen, offensiv angenommen; zunächst als experimentelle Filmemacher, dann in Hinblick auf das Video.
Dabei sind die Gesten beider sehr verschieden: Rybczyński ist der konstruktivistische Maler, Zeichner und Entwerfer, Ingenieur der neuen Bild-Zeit-Räume, die er schafft. Er entdeckt und entwickelt den Film wie das Video als Möglichkeit, völlig neue Raum- und Zeiterfahrungen machen zu können. Bódy hingegen ist der Poet, Linguist und Semiotiker, der Dramatiker. Am Video interessiert ihn nicht nur die geisterhafte Immaterialität und die besondere Künstlichkeit der Elektronik. Wie kein anderer seiner Zeitgenossen erkundet er die Qualität einer neuen, einer privaten, intimen Öffentlichkeit, die für ihn mit dem Medium, seinen Distributionsweisen und Wahrnehmungen zusammenhängt. Beide Künstler sind sich nie begegnet. Durch die gemeinsame Ausstellung entsteht ein Kontinent der Bildforschung, auf dem beide Pioniere nun erstmals aufeinandertreffen.
Das Collegium Hungaricum Berlin zeigt während der Ausstellung an seiner Medienfassade eine multimediale Installation aus Videos der beiden Künstler.
Laufzeit der Ausstellung: 28. Oktober 2011 bis 01. Januar 2012
Öffnungszeiten:
Di bis So von 11:00 - 20:00 Uhr
Tickets:
5,00 €, erm. 3,00 €
Weitere Informationen unter:
Tel.: (030) 200 57-0
www.adk.de
Abbildung:
Novalis: Walzer. “Lyric-clip”, 1985
© Die Erben von Gábor Bódy