In der retrospektiv angelegten Ausstellung „Cindy Sherman – Works from the Olbricht Collection“ werden ab dem 16. September 2015, zur Berlin Art Week, 65 Fotografien der Künstlerin im me Collectors Room zu sehen sein. Mit Arbeiten aus nahezu allen Schaffensperioden gewährt die Sammlung einen beachtlichen Überblick über das Gesamtwerk der Fotokünstlerin.
Ein unschuldiger Blick vom Spültisch im Schwarz-Weiß der 50er Jahre,
eine goldblonde Maria lactans mit leeren Augen und Plastikbrust oder
eine alternde Upper Class-Beauty mit zu viel Schmuck und viel zu viel
Make-Up, Cindy Sherman (*1954 , USA) ist eine Meisterin der Maskerade.
Sie agiert als Darstellerin und Fotografin, Subjekt und Objekt in
Personalunion. Doch zeigen ihre Selbstportraits keine authentischen
Persönlichkeiten, sondern paraphrasieren soziale und kulturelle
Stereotype, um sie durch verschiedene Möglichkeiten der Darstellung aus
Kino, klassischer Malerei oder Werbung zu dekonstruieren.
Bekanntheit erlangte die Künstlerin schon in den 1970er Jahren mit der
schwarz-weißen Serie „Untitled Film Stills“, in denen sie klischeehafte
Frauenfiguren der 40er und 50er Jahre in fiktiven Filmszenen verkörpert.
Ab 1980 folgte nicht nur der Wechsel zu farbigen Abzügen und großen
Formaten, sondern mit den „Centerfolds“ auch der große künstlerische
Erfolg. Provokant an die Bildsprache des Playboy angelehnt, zeigen sie
Frauen in mysteriösen emotionalen Krisen. Dieses Rätselhafte dominiert
auch die „Fairy Tales“ (1985) und „History Portraits/Old Masters“
(1988-1990), auf denen Sherman meist mit Hilfe sichtbarer Prothesen oder
Puppen Figuren und Szenerien aus der Welt der Märchen und
altmeisterlicher Gemälde verzerrt. Übergroße Zähne, plastikblonde Haare
oder hausmütterliche Einfalt verkörpern die Figuren der
„Hollywood/Hampton Types“ (2000-2002), während sich das humoristisch
Unheimliche der Maskerade in der Serie der „Clowns“ (2003-2004)
verdichtet, um in den traurig vulgären Porträts alternder
„Society-Ladies“ (2008) zu gipfeln. Alle ihre Serien liefern eine
subtile Analyse, lenken den Blick auf das Ringen des Individuellen mit
kollektiven Klischees und der Macht des Symbolischen.
Cindy Sherman hat ein unverwechselbares und wegweisendes Werk geschaffen, das die Formensprache der Fotografie auf ungeahnte Weise erweitert hat und so zu einem der bedeutendesten Oeuvres unserer Zeit wurde.
Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit Cindy Sherman entstanden.
Im Rahmen von „Cindy Sherman – Works from the Olbricht Collection“ erscheint eine umfangreiche Broschüre:
96 Seiten, 69 Abbildungen, Texte von Thomas Olbricht „Meine
persönlichen Erlebnisse mit Cindy Sherman und ihrer Kunst“ und Sarah
Sonderkamp „Enzyklopädie der Stereotype“ für 14,80 €.
Außerdem steht den Besuchern eine kostenlose App mit Videoführung und vielen weiteren Informationen zur Verfügung. Für Schulklassen bieten wir Führungen inkl. praktischen Workshops zum Thema: Rollenspiel und Inszenierung an. In unserem begleitenden Rahmenprogramm finden Sie darüber hinaus die Vorführung des Films „Office Killer“ (1997), bei dem Cindy Sherman Regie geführt hat sowie Expertengespräche. Weitere Veranstaltungstermine entnehmen Sie zeitnah unserer Website.
Austellungsdauer:
16.09.2015 – 10.04.2016
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr
Tickets:
7,00 € I erm. 4,00 €
Weitere Infomationen unter:
www.me-berlin.com
(Bild: © The Easton Foundation, VG BILD KUNST, Bonn, 2014)