Rund die Hälfte aller Mitglieder des Württembergischen Kunstvereins
sind KünstlerInnen. Vor diesem Hintergrund richten wir – als
mittlerweile einer der wenigen Kunstvereine – regelmäßig Ausstellungen
der Künstlermitglieder aus. Das Thema dieser Ausstellung wird seit 2005
durch den künstlerischen Beirat festgelegt. Prinzipiell können alle
Interessierten teilnehmen, sofern ihre Vorschläge der vorgegebenen
inhaltlichen Klammer entsprechen.
Die diesjährige Ausstellung der Künstlermitglieder mit über 200 TeilnehmerInnen wurde unter dem Titel und Thema 2041. Endlosschleife ausgerichtet. Der Titel geht auf den Roman 1984
von George Orwell zurück, der das Zukunftsbild eines totalitären
Überwachungs- und Präventionsstaats entwirft. Orwell gelangte zu seinem
Titel durch die Verdrehung der letzten beiden Ziffern des Jahres 1948,
dem Jahr der Fertigstellung des Romans. Dementsprechend haben wir für
die Ausstellung der Künstlermitglieder 2014 in 2041 verkehrt.
Der Untertitel Endlosschleife
spielt auf das Paradox an, dass trotz kritischer Zukunftsprojektionen,
wie sie von Autoren wie George Orwell, Aldous Huxley oder Stanislav Lem
äußerst detailliert vorgelegt wurden, die Realität selbst wie das
permanente Eintreffen dieser Fiktionen im Realen erscheint. Man könnte
fast den Eindruck gewinnen, dass jeder Abarbeitung an einem Problem die
erneute Wiederholung, der endlose Loop folgt. Als ein Déjà-vu wirkt z.B.
der NSA-Skandal (National Security Agency), wenn man an den Kalten
Krieg und den KGB oder BND, an die CIA oder die Stasi zurückdenkt. Die
Totalwerdung von Überwachung als freiwillige Selbstentblößung in Medien
wie Facebook etc. ist dann nichts weiter als eine logische Konsequenz.
Dabei geht es oft weniger um die staatliche Verletzung bürgerlicher
Grundrechte, sondern um den vollständigen Wandel von
Persönlichkeitsrechten in Konsumentenrechte, d.h., das Eins-Werden von
Überwachungszweck (Gewinnmaximierung) und Wunsch, Teil dieser
überwachten Gemeinschaft (Konsumenten) zu sein.
Man kann diese
Geschichte auch anders schreiben, beispielsweise als eine Geschichte der
permanenten Neuerfindung kreativer, künstlerischer Freiräume, die aus
kritischer Reflexion oder konkreten Handlungen bestehen, in denen andere
Weltentwürfe realisiert werden. Ist die Kunst nicht immer schon der
Gegenentwurf zum Gewöhnlichen gewesen? Oder ist sie - wie die
Unterhaltungsindustrie - längst ein elitärer Zeitvertreib, der
anstehende Konflikte, die zwingend auszutragen wären, befriedet?
Die
Ausstellung 2041 Endlosschleife versucht den Blick 27 Jahre in die
Zukunft und auf beides - die Utopie wie die Dystopie - zu lenken. Um es
mit Stanislaw Lem zu sagen: „Wir brauchen keine anderen Welten, wir
brauchen Spiegel“ (Solaris).
Ausstellungsdauer:
23. August – 28. September 2014
Öffnungszeiten Ausstellungen
Di, Do - So: 11:00 - 18:00 Uhr
Mi: 11:00 - 20:00 Uhr
Tickets:
5,00 € | Erm. 3,00 € | Mitglieder des WKV frei
Weitere Informationen & Tickets unter:
www.wkv-stuttgart.de