Die Debatte um die Rückgabe geraubter Kulturgüter – ausgelöst von Präsident Macron, der jüngst 26 Kunstwerke in die einstige Kolonie Benin zurücksenden ließ – hat auch in Deutschland erneut die Frage nach dem Umgang mit dem eigenen kolonialen Erbe aufgeworfen. Und auch US amerikanische Gerichte verhandelten jüngst eine historische Begebenheit, die zwar über 100 Jahre zurück liegt, in Sachen Geschichtsaufarbeitung aktueller nicht sein könnte:
Zwischen 1884 und 1915 war Namibia eine Kolonie des Deutschen Kaiserreichs. Mit der Ansiedlung der Deutschen ging die fortschreitende Entrechtung der Herero und Nama einher. 1904 brach ein erbitterter Kampf aus, den General Lothar von Trotha brutal niederschlug – circa 90.000 Herero und Nama kamen durch Zwangsarbeit, Hunger und offene Gewalt um. Von Historiker*innen wird dieser Vorgang als erster Genozid des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Seit 2015 verhandelten Deutschland und Namibia über eine offizielle deutsche Entschuldigung und Reparationszahlungen. Nachfahr*innen der Herero und Nama klagten in New York, weil sie an den Verhandlungen nicht offiziell beteiligt waren. Anfang März 2019 wies das amerikanische Gericht schließlich die Klage der Herero und Nama ab.
Nuran David Calis, in Köln u. a. bekannt durch die Keupstraßen-Trilogie (DIE LÜCKE, GLAUBENSKÄMPFER und ISTANBUL) widmet sich gemeinsam mit Expert*innen und Schauspieler*innen diesem verstörenden Kapitel der neueren deutschen Geschichte.
Am 27. Mai zeigen wir HERERO_NAMA im Rahmen unseres Festivals postkolonialer Perspektiven TRANSLOCAL neben Gastspielen vom NTGent, von Mouvoir/Stephanie Thiersch oder Ho Rui An und Workshops und Diskussionen.
Ein Projekt von Nuran David Calis
Tickets:
17,00 €
Weitere Informationen unter:
www.schauspielkoeln.de
Foto: © David Baltzer