„Fehlende Verbindungen – verborgene Meinungen", so könnte man das Motto übersetzen. Allzu viele gute Musik ist „vermisst", „verborgen", kommt im Konzertalltag nicht vor. Und so gruppieren sich in diesem Programm kaum bekannte Komponisten rund um Beethoven, dessen neue Wege weisendes 3. Klavierkonzert allerdings nicht im oft gespielten Original erklingt, sondern in einer exquisiten Fassung für Streicher, die aus der Feder von Vinzenz Lachner stammt. Der „kleine" Bruder von Schuberts Freund Franz Lachner war ein von Brahms und Clara Schumann hoch geschätzter Musiker und Pädagoge.
Der Engländer John Foulds hat ein reiches, vielgestaltiges Oeuvre geschaffen, das von luzider Stimmungsmalerei bis zu aufregend eingesetzter Mikrotonalität reicht und immer höchst originell geformt ist. Christoph Schlüren wird das Streichquartett „Aquarelles" aus den „Music Pictures" chorisch aufführen – andere „Bilder einer Ausstellung", bei denen man allerdings eher an Franz Schubert denkt, den Foulds besonders liebte. Diese Liebe teilte er mit Anders Eliasson. Dessen „Carosello", ein Klavierstück von 2005, erklingt ebenfalls in einer Streicherfassung, die Schlüren gemeinsam mit seinem jungen rumänischen Kollegen Lucian Beschiu erstellt hat. Die leider viel zu selten gespielte Musik des schwedischen Einzelgängers hat eine transzendente Qualität, die ihren Schöpfer zu den wahrhaft großen Komponisten des 20. Jahrhunderts macht.
Lucian Beschiu ist ein exzellenter Musikwissenschaftler, Herausgeber und Arrangeur, der auch als Trompeter, Dirigent und nun als Komponist in Erscheinung tritt. Sein neues Stück soll eine Verbindung zwischen Eliasson und Paul Büttner schaffen. Paul Büttner, Sachse und aufrechter Sozialist, Arbeiterbildner und Vollblutmusikant, wurde von den Nazis kaltgestellt. Dabei galt er um 1920 als einer der großen Tondichter seiner Zeit. Büttners schmales, aber gewichtiges Orchesterwerk – darunter 4 Symphonien – geriet doppelt in Vergessenheit, da es in seiner innovativen Aufarbeitung der Spätromantik nach 1945 nicht mehr dem Zeitgeist entsprach. Nun ist es höchste Zeit, sich auf ein Meisterstück wie das herrliche g-Moll-Streichquartett zu besinnen, auf einen Solitär nicht nur in Büttners Schaffen. Am Pult. Christoph Schlüren
Programm:
John Foulds
Three Aquarelles
Ludwig van Beethoven
Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 35 für Streicher, (Fassung: Vinzenz Lachner)
Anders Eliasson
„Carosello“ für Streicher, Streicherfassung von Christoph Schlüren & Lucian Beschiu
Lucian Beschiu
„Werk für Streichorchester“ (Uraufführung)
Paul Büttner
Streicher-Symphonie nach dem Streichquartett g-Moll
Mitwirkende:
Beth Levin, Klavier
Christoph Schlüren, Leitung
Ergänzende Angebote:
Konzerteinführung um 17:15 Uhr mit Dr. Matthias Corvin
Tickets:
ab 27,30 €
Weitere Informationen unter:
www.deutsche-kammerakademie.de