In den Weiten unserer Raumbühnenlandschaft schlägt das dunkle Herz der deutschen Romantik. Haltlos irrt der Holländer auf dem Ozean des Weltmarkts umher und häuft abstrakte Reichtümer an. Der schrankenlose Zwang zur Geldvermehrung erscheint ihm als Fluch, der ihn zu ewiger Rastlosigkeit verdammt.
Seien Sie mitten drin, wenn die gewaltige Sturmmusik des ersten Aktes über uns hinwegfegt wie eine orchestrale Chiffre marktwirtschaftlicher Krisen! Fühlen Sie sich wie zu Hause, wenn Sie in den gemütlichen Eigenheimen des heimischen Mittelstandes im zweiten Akt Quartier beziehen! Und geraten Sie ja nicht zwischen die Fronten, falls das ausgelassene Volksfest patriotischer Europäer im dritten Akt von einem wütenden Heer der Ausgegrenzten gestürmt werden sollte - der doppelchörige Exzess, in den die Oper hier kulminiert, entfaltet eine so verstörende musikalische Wucht, dass so manches Weltbild ins Wanken gerät.
Einzig das kompensatorische Gegenmodell ewiger Treue verspricht dem Holländer Erlösung vom Fluch der Konkurrenz und so findet er seine letzte Hoffnung im bürgerlichen Ideal der Liebe, mit der eine wahrhaft hingebungsvolle Frau seinen Bann zu lösen vermöchte. Er lernt Senta kennen, die auf der verzweifelten Suche nach einer höheren Aufgabe im Leben ist und ebenfalls von der bedingungslosen Liebe träumt. Doch das Ideal totaler Anerkennung erweist sich bald als leere Abstraktion und hilfloser Reflex auf die Drangsale der gesellschaftlichen Verhältnisse...
Mit seiner dritten Inszenierung an der Oper Halle stellt sich Florian Lutz der Stadt als neuer Intendant des Hauses vor und führt zugleich eine Reihe von interaktiven Musiktheaterarbeiten fort, in denen er große Opern des 19. Jahrhunderts mit drängenden Fragen der politischen Gegenwart konfrontiert.
Tickets:
ab 20,00 €
Weitere Informationen unter:
www.buehnen-halle.de