Theater in Berlin
Von Karl Schönherr
An den Grenzen Europas treffen eine moralisch verkommene Schleuserin, ihr Ehemann und eine stramme Grenzjägerin aufeinander. Sie treiben einander an den Rand des Abgrunds und darüber hinaus und sind Gefangene der sie umgebenden Verhältnisse.
In Karl Schönherrs “Der Weibsteufel“ von 1914 steht eine Frau im Mittelpunkt, die, von zwei Männern für deren egoistische Absichten missbraucht, eine bösartige Intrige mit tödlichem Ausgang spinnt. MariaKron verpasst dem Stück 104 Jahre später einen radikalen Rollentausch: Aus der starken, aber abhängigen Frau wird ein Mann, aus dem schwachen, aber dominanten Mann eine Frau und aus dem Nebenbuhler eine Nebenbuhlerin. Das wirkt erhellend, denn die Frage der Macht und ihrer Zuschreibungen ist durch Gleichstellungsarbeit und Genderdebatte allein noch nicht erledigt.
Ebenso aktuell wird gedeutet, was diese drei Menschen in der Grauzone einer Grenzregion verbindet: ihre randständige Existenz und der unbedingte Wille zum Aufstieg. Die Frau beschafft, vom Mann unterstützt, die Mittel fürs ersehnte Eigenheim durch gut bezahlte Schleuserdienste. Die Grenzjägerin muss die beiden auf frischer Tat ertappen, denn sie braucht den Karrieresprung. Das kriminelle Paar zieht die tapfere Hüterin Kerneuropas an wie der Mist die Fliege – und so klebt sie im Handumdrehen am Strip des Teufels.
Mit ihrer Schleuserposse zeigt MariaKron hoch komisches, maximal unkorrektes politisches Theater und erzählt so lustvoll wie boshaft von "unsichtbaren Drahtziehern" in von narzisstischer Gier bestimmten Mikroverhältnissen. Das hölzerne Volksstück erlebt so seine Wiederauferstehung als Operettensause der Erniedrigten und Beleidigten.
Tickets:
15,00 € | erm. 9,00 €
Weitere Informationen unter:
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