Lutherkirche Chemnitz
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Zschopauer Straße 151

09126 Chemnitz

Chemnitz Süd

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Beschreibung

Die von dem Architekten Otto Kuhlmann im neoromanischen Stil mit einem 64 Meter hohen Kreuzturm errichtete Kirche wurde nach vierjähriger Bauzeit am 1. April 1908 eingeweiht. Sie war eines der ersten Gebäude in Chemnitz in Stahlbetonbauweise. Durch ihre Lage auf einem leicht ansteigenden Gelände ragt sie weithin sichtbar aus dem Lutherviertel heraus.

Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich Chemnitz zu einer der bedeutendsten deutschen Industriestädte entwickelt und wurde nicht zu Unrecht als „Sächsisches Manchester“ bezeichnet. Im Zusammenhang mit der Industriellen Revolution vollzog sich diese Entwicklung in wenigen Jahren. Die Industrialisierung hatte unmittelbaren Einfluss auf die Stadtentwicklung. So war infolgedessen die Einwohnerzahl zwischen 1870 und 1895 von 68 000 auf 161 000 und nach 1900 auf mehr als 300 000 angestiegen. Das Stadtbild wandelte sich grundlegend. Aus der mittelalterlich anmutenden Stadt mit zahlreichen Waldhufendörfern im Umfeld war in wenigen Jahren eine Großstadt mit unzähligen Mietshausquartieren geworden. Mitten in diese neu entstandenen Stadtgebiete hinein wurden teilweise recht repräsentative Kirchenbauten eingefügt, die diese Stadtgebiete und durch die besondere topographische Situation der Stadt Chemnitz auch oft das Stadtbild maßgeblich prägten. Die Lutherkirche an der Zschopauer Straße inmitten einer eigens hierfür angelegten Grünanlage ist wohl die bedeutendste dieser Kirchen. 1900 wurde die Luthergemeinde gegründet, und ab 1902 folgten erste Initiativen zum Neubau einer Kirche. Unter 130 eingereichten Entwürfen entschied sich der damalige Kirchenvorstand für den Entwurf des Architekten Otto Kuhlmann aus Charlottenburg. Der 1873 in Dettmold geborene Berliner Architekt erhielt 1903 in Würdigung seines Schaffens den „Großen Staatspreis der Akademie der Künste“. Den größten Bekanntheitsgrad erzielte Kuhlmann durch das Errichten einer großen Anzahl von Sakralbauten. Diese Periode begann 1905 mit dem Bau der neuen reformierten Kirche (Christuskirche) nebst Fürstengruft in Detmold. Besonders hervorzuheben ist, dass Kuhlmann in dieser Schaffensphase im Alter von erst 33 Jahren mehrere Kirchenbauten zeitgleich betreute: die Christuskirche mit Fürstengruft in Detmold (1905–08), die Lutherkirche in Chemnitz (1905–08) und die Kirche in Münster am Stein (1907–08). Die Chemnitzer Lutherkirche wurde als neuromanische Kreuzturmkirche erbaut. Der Stahlbetonbau besteht aus einem quadratischen Kernbau mit mächtigem Turm. Das achteckige obere Geschoss des Turms besitzt eine umlaufende Zwerggalerie und den Zugang zu den Ecktürmen. Dem Kernbau sind vier kurze Kreuzarme mit Anbauten zugeordnet. An der Westseite, dem Haupteingangsbereich der Kirche, befindet sich ein zweigeschossiger Vorbau mit offener Halle im Untergeschoss.

Der Denkmalwert der Chemnitzer Lutherkirche ergibt sich aus der stadtgeschichtlichen Bedeutung als wichtiges Zeugnis der grundlegenden Veränderungen der Stadt in Folge der raschen Industrialisierung im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Ebenso ergibt sich der Denkmalwert der Kirche aus der oben beschriebenen städtebaulichen Bedeutung. Darüber hinaus kommt dem Bauwerk ein hoher baukünstlerischer und baugeschichtlicher Wert zu als exemplarischer Kirchenbau des beginnenden 20. Jahrhunderts in Deutschland, der moderne architektonische Auffassungen mit technischen Innovationen verbindet. Auch als einer der ersten Kirchenbauten des für die deutsche Architekturgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts wichtigen Architekten Otto Kuhlmann kommt diesem Bauwerk eine überregionale baugeschichtliche Bedeutung zu.

Ausstattung