Das Marionettentheater Bille:
Die Puppenspieltradition der Familie Bille geht nachweisbar auf das Jahr 1794 zurück. Otto Bille war das vierte von acht Kindern und der einzige, der sich für das Geschäft seines Vaters interessierte. Als Sechsjähriger spielte er bereits kleine Rollen bei seinem Vater. Mit 10 Jahren sprach und spielte er erstmals eine Hauptrolle, das „Rumpelstilzchen“. Sofort beim Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde Oswin Bille zum Militär einberufen. Die Puppenbühne der Billes wurde in Chemnitz eingelagert. Oswin Bille kehrte wie so viele andere aus dem Krieg nicht zurück. Am 16. September 1945 entschied sich der 18-jährige Otto Bille, die Bühne auszupacken und mit seiner Mutter wieder die Familientradition aufzunehmen. Als sie eines Tages in Gelenau ein Gastspiel aufführten, stand ein Mädchen vor Otto und sagte, sie möchte das Puppenspiel lernen.
Er brachte ihr den Umgang mit Puppen bei und schon bald spielten sie zu dritt. Als sich 1948 die Mutter entschied aufzuhören, haben Otto und Annelore das Theater selbst weitergeführt. Sie spielten in verschiedenen Gemeinden und Dörfern und langsam ging alles aufwärts. Doch dann kam das nächste Problem: Ab 1959 begann die DDR-Regierung zunehmend, politischen Druck auf die traditionellen Puppenspieler in der damaligen „Ostzone“ auszuüben. Ebenso wie die Stasi hatten sie erkannt, dass die Puppenspieler als Instrument der Propaganda in den Dienst der Partei gestellt werden konnten. Die Puppenspieler wurden gezwungen, ihre zum Teil über mehrere Jahrhunderte vom Vater auf den ältesten Sohn weitergegebenen Textbücher zur Zensur einzureichen. Die Familie Bille weigerte sich, dies zu tun, sie erhielt Berufsverbot. Das Spielen musste eingestellt werden und sie entschieden sich zu einer Flucht in den Westen über die damals noch offene Grenze in Berlin. Leider mussten sie den gesamten Fundus der Bühne zurücklassen, darunter wertvolle, über 100 Jahre alte Marionetten. Diese sind nach Jahren in mehreren Museen (München, Dresden und Lübeck) teilweise unter anderen Eigentümer-Namen wieder aufgetaucht.
Tickets:
Nachmittag: 7,00 € | Kinder 6,00 €
Abend: 19,00 € | erm. 17,00 € | Kinder 12,00 €
Weitere Informationen unter:
http://www.marionettentheater-ush.de/
Kartentelefon: +49 (0)89 / 150 21 68
"Falls Reservierungen auf den Anrufbeantworter gesprochen werden, sind diese sofort wirksam"