Othello ist ein Stück über Rassismus und Eifersucht. Aber die Geschichte lässt sich auch anders und noch packender erzählen: als komplexe soziodynamische Verstrickung, im Abwärtstaumel vorangetrieben von Zuschreibungen. Gesellschaftliche Rollen haften an Menschen wie mit dem Fleisch verwachsene und zum Gesicht gewordene Masken.
Vier Schauspieler_innen – alle Abschlussjahrgang 2013-2015 der Universität der Künste Berlin – übernehmen in der Inszenierung von Fabian Gerhardt das komplette Personal des Othello. Auf ihren Körpern verdichten sich durch diese Reduzierung der Spieler die Überschreibungen verschiedener dramatischer Rollen. So spielt der weiße Schauspieler Jochen Weichenthal Othello und die mexikanische Schauspielerin Elena Manzö Desdemona sowie auch Brabantio, dessen rassistische Anklage gegen Othello zu Beginn des Dramas die Handlung erst ins Rollen bringt. Der Darsteller des Jago, Fabian Raabe, gibt auch Cassios Geliebte Bianca, und umgekehrt ist Anton Weil Cassio und zugleich Jagos Ehefrau Bianca. Eine Überkreuzbesetzung, in der sich vieles zuspitzt und kommentiert, die die Konstruiertheit gesellschaftlicher Rollen thematisiert. So gewinnt die Inszenierung einen frischen Blick auf den bekannten Stoff.
Fabian Gerhardt sucht wie in vielen seiner bisherigen Arbeiten nach der Möglichkeit einer unmittelbaren Erzählung in postdramatischen Zeiten. Mit diesem Othello in Werner Buhss „kongenialer Übertragung“ (taz) lenkt er die Aufmerksamkeit auf soziale Zuschreibungen und Zumutungen.
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13,00 € | erm. 8,00 €
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Bild: © Fabian Raabe