„Wenn der Deutsche beginnt, Angst zu haben, wenn sich ihm die
geheimnisvolle deutsche Angst ins Gebein schleicht, dann erst erregt er
Schrecken und Mitgefühl. Sein Anblick ist mitleiderregend, seine
Grausamkeit voll Trauer, sein Mut lautlos und verzweifelt. Und gerade
dann wird der Deutsche gefährlich.“
Das ist die 70 Jahre alte Diagnose des halbdeutschen Italieners, der
unter anderem bei Pflegeeltern aufwuchs („I am proud to be a bastard!“),
Kurt Erich Suckert, alias Curzio Malaparte. Selbst einst glühender
Anhänger Mussolinis und beteiligt am Marsch auf Rom der Schwarzhemden,
zieht er in einer Melange aus Reporter-Literat und „embedded" Offizier
in den 2. Weltkrieg. Aus dem Material der Frontberichte Malapartes für
die größte italienische Zeitung Corriere della Serra entsteht der Roman
„Kaputt“. Darin ist er der Menschen vernichtenden, der nihilistischen
Frontindustrie genauso nah, wie den dekadenten Zirkeln der politischen
faschistischen Elite. Ähnlich wie Ferdinand Céline, Ezra Pound, Knut
Hamsun oder Ernst Jünger, übte der umstrittene und ob seiner Nähe zu den
Nazis inkriminierte Bestsellerautor Malaparte, Faszination aus. Heiner
Müller versieht 1989 die neu herausgegebenen Frontberichte unter dem
Titel „Die Wolga entspringt in Europa“ mit einem Vorwort.
„Kaputt“, ein Panorama des europäischen Kriegsschauplatzes und des
Weltbürgerkriegs, berichtet über die Geschichte und was die Psyche der
Deutschen jenseits moralischer Stereotype im Innersten zusammenhält.
Malapartes ungeheure und unheimliche Visionen werfen – und das ist
bestürzend – eine kaleidoskopische Perspektive auf unsere Gegenwart.
Jetzt, in den Tagen der erneuten Angst vor Unheil aus dem Osten, bringt
Frank Castorf den Romanfund erstmalig auf die Bühne
Regie: Frank Castorf
Bühne und Kostüme: Bert Neumann
Tickets:
ab 12,00 €
Weitere Informationen & Tickets unter:
www.volksbuehne-berlin.de
(Copyright Foto: Thomas Aurin)