Am Anfang war Klang. Bereits in den ersten zwei Minuten von P o r z e l l a n sagen die Sounds mehr, als die meisten Platten es derzeit auf Albumlänge tun. Da klingen diese warmen, sphärischen Harmonien, Ergebnis eines musikalischen Algorithmus nach dem Vorbild der Markov-Kette — Brian Eno lässt grüßen —, die sich mal in ein lockendes Säuseln, mal in ein drohendes Dröhnen verwandeln.
Die uns streicheln, einlullen, hochheben, mitnehmen, bevor das Kratzen und Brummen elektromagnetischer Störgeräusche kurz die Haare im Nacken und auf den Armen aufstellt, einen irritierenden Augenblick lang die bange Frage aufwirft, was da wohl im Argen liegt, um uns daraufhin in einen sausenden, dröhnenden Sog zu ziehen, der uns direkt zwischen die mächtigen Walzen des Basses, dräuender Distortion-Gitarren und Rückkopplungen zerrt, zwischen denen die verhallten Worte Tom Hesslers ähnlich weit entfernt scheinen, wie diese glühenden, ambienten Wolkenberge, zu denen sich die jubilierenden Eno’schen-Drones inzwischen aufgetürmt haben.
Und noch bevor man recht begriffen hat, was einem soeben wiederfahren ist, reißt A l l e s s c h r e i t plötzlich ab. Lässt einen allein zurück. Unter diesem Himmel. Kaum haben die Wolken sich verzogen, folgt mit dem Titelsong die Gewissheit, dass diese Platte halten wird, was uns mit dem Opener angekündigt wurde: P o r z e l l a n ist ein waschechtes Shoegazer-Album. Doch dieser Song ist zugleich Festschreibung und Finte. Denn wo aktuelle Neo-Shoegazer-Bands sich gerne durchwegs darauf beschränken die Musik der Gebrüder Reid, von My Bloody Valentime, Slowdive, Ride und ähnlicher Genre-Definierer nachzubauen, verlassen F O T O S ausgetretene Pfade. Einerseits verfolgen sie die Wurzeln dieser Musik zurück und streifen dabei den ätherischen Pop von 4AD-Bands wie Cocteau Twins und This Mortal Coil, den Droneblues der Spacemen 3 sowie die doomigen, monotonen Industrialsounds von Michael Giras Swans. Andererseits bedient sich die Band des Genres Shoegaze um es soweit zu dehnen, dass es einem geradezu selbstverständlich erscheint, wenn man auf P o r z e l l a n geisterhafte Begegnungen mit Harmonia, La Düsseldorf, Alan Vega, Duane Eddy, Phil Spector, Nick Drake, Scott Walker, den Einstürzenden Neubauten und The Knack hat.
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