Theater in München
Von Joe Orton
3 x 2 Freikarten
«Es gibt hier keine privilegierte Klasse. Der Wahnsinn ist demokratisch und nach diesem System behandeln wir auch.»
In der Nervenklinik des Psychiaters Dr. Prentice geht es zu wie im Irrenhaus. Alles beginnt mit einem Bewerbungsgespräch, während dessen Dr. Prentice der Sekretärin Geraldine mehr als #MeToo-verdächtige Annäherungsversuche macht. In flagranti ertappt werden sie von seiner Frau, die allerdings eine eigene Affäre zu vertuschen sucht. Es entspinnt sich eine atemberaubende Jagd von sechs Figuren nach passenden Kleidungsstücken, passenden Ausreden und dem passenden Geschlecht, bei der beinahe ein Polizist ermordet wird und alles mit Winston Churchills Penis endet.
Was wie eine furios boulevardeske Verwechslungskomödie wirkt, in der kein Klischee und kein Seitensprung ausgelassen werden, entpuppt sich schnell als eine bitterböse Farce, in der bürgerliche Moralvorstellungen unterwandert und Tabus gebrochen werden. Orton, der in den 1950er- und 1960er-Jahren in Großbritannien offen schwul lebte, schreibt aber nicht nur über queere Themen, sondern spottet auch wortwitzig über die zwanghafte Pathologisierung von Lebensentwürfen jenseits der gesellschaftlichen Norm. Mit seinem bissigen Stil und dunklen Humor zählt er zu den einflussreichsten britischen Dramatiker*innen des 20. Jahrhunderts.
Bastian Kraft, der in der Spielzeit 2019/2020 mit «Lulu» eindrucksvoll zeigte, wie sich audiovisuelle Technik und lustvolles Spiel miteinander verbinden lassen, wird einmal mehr überkommene Geschlechterrollen aufbrechen und Ortons Stoff in ein neues Gewand kleiden.
Dauer:
1 Stunde 40 Minuten
Keine Pause
Tickets
Residenz Theater
Veranstaltet durch
Residenztheater München
twotickets.de bedankt sich für die Zusammenarbeit. Pressetext und -foto mit Genehmigung von Residenztheater München. © liegen bei den Urhebern. Foto: Birgit Hupfeld
Für diese Veranstaltungen gibt es
Sagenhaft!!!! 1 1/2 Stunden perfekte, hintergründige Unterhaltung . Eine Glanzleistung von Herrn Dölle.
Die Inszenierung war sehr experimentell - eine Handlung im klassischen Sinne gab es nicht und selbst die Personenzuordnung war nicht eindeutig (insofern war die Einführung durch die Dramaturgin eine halbe Stunde vor Beginn sehr hilfreich, so war man schon etwas vorbereitet). Da ich jedoch vorher keinerlei konkrete Erwartung an diesen Theaterabend hatte, konnte mich ganz offen einlassen auf das, was mich auf der Bühne erwartete. Die Darstellungen der Schauspieler haben mich überzeugt und ich fand die Inszenierung phantasievoll und poetisch. Mein Begleiter dagegen, der das Stück vorher schon kannte, konnte wenig damit anfangen und war eher frustriert. Insgesamt sich nicht jedermanns Geschmack, aber ich zumindest habe einen anregenden Theaterabend verbracht und würde es durchaus weiterempfehlen.
Eine der großen Inszenierungen am Resi diese Saison. Die Möglichkeiten für das Bühnenbild und den schauspielerischen Möglichkeiten werden voll ausgereizt. Es werden alle Zugänge zu der Bühne benutzt, jetzt weis ich wie viele Öffnungen der Boden hat. Insgesamt ein gelungenes Stück, könnte etwas kürzer sein (3 Stunden mit Pause). Der Text oft in Reimform. Ich steh nicht so auf klassische Stücke, ich mag es etwas gefälliger, aber sehenswert. Die Drummachine ist auf sehenswert. Und wer Theaterrauch nicht verträgt sollte nicht in die erste Reihe gehen.