Buchvorstellung & Gespräch
Moderation: Maria Birger, Osteuropahistorikerin, LKF-Beirat, und
Katharina Heinrich, Osteuropahistorikerin, freie Journalistin, LKF-Beirat
In Stalins Sowjetunion durfte es keine Nomaden geben. Sie waren weder politisch noch ökonomisch kontrollierbar; staatliche Herrschaft ließ sich daher kaum durchsetzen. Deshalb begannen die Bolschewiki Ende der 1920er Jahre damit, die multiethnische Bevölkerung Kasachstans mittels Sesshaftmachung, Kollektivierung und Dekulakisierung zu unterwerfen. Die Requirierung der landwirtschaftlichen Ressourcen, vor allem der Viehherden, zerstörte die Lebensgrundlagen der kasachischen Nomaden. Die Ökonomie der Steppe brach zusammen. Eine präzedenzlose Hungerkatastrophe, die zwischen 1930 und 1934 mehr als eineinhalb Millionen Menschen das Leben kostete und Hunderttausende zu Flüchtlingen machte, war die Folge.
Sowjetisierung durch Hunger - so nennt Robert Kindler das Projekt der Bolschewiki, Menschen durch die Inszenierung von Krisen in gehorsame Untertanen zu verwandeln. Je größer die Krise, je schlimmer Chaos und Elend waren, desto größer wurde die Macht der Herrschenden.
Dr. phil. Robert Kindler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Geschichte Osteuropas der Humboldt‑ Universität zu Berlin und Redakteur für ost‑europäische Geschichte bei H-Soz-Kult (Humanities – Sozial und Kulturgeschichte). 2013 erhielt er für seine Dissertation den Johann‑Gustav‑Droysen‑Preis vom Förderverein des Instituts für Geschichtswissenschaften der Humboldt‑Universität zu Berlin.
Tickets:
5,00 € | erm. 2,50 €
Weitere Informationen unter:
www.kopelew-forum.de