Es ist als ob das Meer nicht nur der Archetypus aller glatten Räume
gewesen ist, sondern der erste dieser Räume, der eine Einkerbung
erdulden musste, die ihn in zunehmendem Maße unterwarf und … mit Rastern
überzog … Der glatte Raum ist zuerst auf dem Meer gezähmt worden, auf
dem Meer hat man ein Modell für die Raumaufteilung, für das Aufzwingen
der Einkerbung gefunden …
(Gilles Deleuze und Félix Guattari, Tausend Plateaus)
Vom 21. Mai bis zum 21. August 2016 zeigt der Württembergische Kunstverein die Ausstellung Ein Loch im Meer.
Der Titel verweist auf eine Intervention des britischen
Konzeptkünstlers Barry Flanagan, der 1969 für Gerry Schums
Fernsehgalerie (Sendung Landart) ein Loch im Meer schuf. Bei Ebbe
platzierte er einen Plexiglaszylinder im Watt, den er bei steigender
Flut von oben filmte. Für einen kurzen Moment entstand so ein Loch im
Meer – bis es sich in den Strömungen der Wassermassen wieder verlor.
Von
diesem flüchtigen paradoxen Bild ausgehend – der formalen Durchdringung
von zwei so schwer fassbaren Dingen wie Loch und Meer, die beide eine
gewisse Negativität, Absenz, das Ende von etwas, eine Grenze darstellen –
widmet sich die Ausstellung den Phantasmen und Repräsentationen, der
Unwegsamkeit und scheinbaren Beherrschbarkeit, den Imaginationen und
(Geo)Politiken von Meer-, Land- und Luftraum.
Themen wie
Kartierungen, Raster und Navigation sind dabei ebenso von Relevanz wie
Grenzen und Nationalismus, Handelswege und Piraterie, Migration und
Tourismus, Ordnung und Zerstreuung. Gefragt wird nach den geopolitischen
Machtverhältnissen, die durch Methoden der Vermessung, Berechnung,
Einordnung und Abgrenzung hervorgebracht werden – und nach den
Möglichkeiten und Formen der Verkehrung, Überschreitung oder Auflösung
dieser an sich immer schon instabilen Verhältnissen.
Teilnehmende Künstler:
Zbynek Baladrán, George Brecht, Matthew Buckingham, Annalisa Cannito,
Chen Chieh-jen, Tacita Dean, Barry Flanagan, Sven Johne, Zoe Leonard,
Pia Linz, Hew Locke, Mehreen Murtaza, Lisa Rave, Julia Rometti / Victor
Costales, Cristian Rusu und andere
Ausstellungsdauer:
21. Mai bis 21. August 2016
Öffnungszeiten Ausstellungen
Dienstag, Donnerstag bis Sonntag von 11:00 bis 18:00 Uhr
Mittwoch von 11:00 bis 20:00 Uhr
Tickets:
5,00 € | erm. 3,00 €
Weitere Informationen unter:
www.wkv-stuttgart.de
(Bild: Matthew Buckingham, Muhheakantuck. Everything Has a Name, 2003)