"Bauhaus und Neues Sehen – Fotografien von Lucia Moholy, Gertrud Arndt und Elsbeth Juda" beleuchtet eine für die Fotografiegeschichte äußerst bedeutsame Zeitspanne: Lucia Moholy (geboren 1894 in Prag, gestorben 1989 in Zürich), Ehefrau des berühmten Künstlers László Moholy-Nagy, wirkte am Bauhaus als Bilddokumentarin und als eine der ersten Lehrerinnen im Fach Fotografie überhaupt. Lucia Moholy schuf, unter anderem mittels einer ausgeklügelten Lichtregie, Charakterporträts on prominenten Persönlichkeiten aus dem Umfeld des Bauhauses und aus der internationalen Kunstszene. So zeigt sie beispielsweise Walter Gropius, László Moholy-Nagy, Wassily und Nina Kandinsky, Paul Klee oder Johannes Itten.
Eine andere zentrale Werklinie Moholys ist die Architekturfotografie. Die Fotografin dokumentiert die Entstehung der berühmten Bauhaus-Gebäude und Meisterbauten in Dessau und Weimar. Vielfach inszeniert sie die Bauhaus-Architektur durch die Wahl des Ausschnitts und der Perspektive als Ensemble geometrischer Grundlemente, das sich durchaus mit Prinzipien der konstruktivistischen Malerei vergleichen läßt. Dieses Verfahren wendet Moholy auch auf die Darstellung von bekannten Ikonen des kunsthandwerklichen Bauhaus-Designs der 1920er und 1930 Jahre an. Lucia Moholy inszeniert die Architektur des Bauhaus so gleich- zeitig als Ensemble geometrischer Grundelemente und als perfekt durchgeplanten ganzheitlichen Lebensraum.
Die lange Zeit in Darmstadt lebende Gestalterin Gertrud Arndt (1903 - 2000) studierte am Bauhaus untere anderem bei László Moholy-Nagy, Josef Albers, Paul Klee und Georg Muche in der Webereiklasse. Sie beschäftigte sich zunehmend mit der Fotografie und entwickelte großangelegte Zyklen, die ironisch zeittypische Frauenrollen reflektieren und spöttisch aushebeln. So präsentierte sie in ihrer Folge "Masken- photos" eine Reihe von Porträts und Selbstporträts, die feminine Koketterie bis zur bizzaren Karikatur übersteigern und weibliche Attribute wie Schleier und Spitze zur Parodie auf den Mythos der "femme fatale" werden lassen. Damit ist Gertrud Arndt eine der ersten Künstlerinnen der Moderne, die das Medium der Fotografie nutzten, um die als selbst- verständlich hingenommene Geschlechterklischees zu hinterfragen.
Elsbeth Juda (geboren 1911 in Darmstadt) war eine der ersten Schüle- rinnen Lucia Moholys. In London, dem Ort ihres Exils nach 1933, entwickelte Juda bildnerische Grundideen von Lucia Moholy weiter. Ihre berühmten Porträts, die unter anderem im Magazin "Ambassador" veröffentlicht wurden, eröffnen intime Einblicke in das alltägliche Leben Winston Churchills, des Bildhauers Henry Moore und anderer prominenter Künstler. Gleichzeitig erzeugt Elsbeth Juda detailreiche Symbolbilder für die verschiedenen sozialen Klassen im England der 1930er und 1950er Jahre, vom dekadenten Adel bis zur Arbeiterschicht.
Berühmt wurde Juda vor allem für ihre Modefotografie, bei der sie Stilmittel des Surrealismus nutzt, um die glatte Ästhetik der Werbefotografie ironisch zu durchbrechen. Diese Fotografien waren zuletzt (Herbst 2012) im Victoria and Albert Museum in London zu sehen.
Partner und Leihgeber für die Ausstellung sind das Bauhaus-Archiv, Berlin, Nachlassverwaltung Gertrud Arndt und Atelier Elsbeth Juda, London.
Gezeigt werden insgesamt etwa 160 Werke.
Ausstellungsdauer:
Vom 21. April bis zum 4. August 2013
Tickets:
6,00 € | erm. 4,00 €
Weitere Informationen unter:
www.kunsthalledarmstadt.de
(Foto © Kunsthalle Darmstadt)