Theater in Halle/Saale

Mephisto

Mi. 04.04.18 18:00

Nach Klaus Mann

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oder

Klaus Mann vertraute seiner Mutter Katia ein halbes Jahr vor Veröffentlichung an, sein neuer Roman Mephisto werde ein »richtig gemeines Buch«. Vater Thomas schrieb nach der Lektüre, der Stoff sei leichtfüßig, amüsant und sehr komisch. Und Bruder Golo bemerkte trocken, mit dieser Geschichte habe Klaus sich seine »Ausbürgerung redlich verdient«.


Das Buch wurde in Nazi-Deutschland natürlich verboten, beschrieb es doch ein Land, das »seinen blutrünstigen Glauben an die Heilslehre von der Rasse« predigte. Fragwürdiger Held des Romans ist der Schauspieler Hendrik Höfgen, ein Typus, den es zu allen Zeiten gegeben hat, der aber im Dritten Reich besonders gut zur Geltung kam: ein ehrgeiziger Emporkömmling aus kleinbürgerlichem Milieu, zu jedem Verrat bereit, um den eigenen Aufstieg zu sichern. »Die Theater machen doch Geschäfte, was sonst auch in Deutschland geschieht.«, dessen ist sich Höfgen sicher. Was dem Darsteller beruflich alle Türen öffnet, seine Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit, ist ihm menschlich und moralisch eine Falltür.


Höfgens Karriere beginnt 1926 an einem Hamburger Künstlertheater. Dort erspielt er sich mit viel Fleiß und Eifer einen Namen, heiratet eine einflussreiche Freundin und liebäugelt aus taktischen Gründen mit dem revolutionären Theater seines politisch engagierten Schauspielkollegen. Später in Berlin schafft er den Aufstieg zum Starschauspieler, bis ihn die Machtübernahme der Nazis kurz zögern lässt: ins Exil gehen und sich gegen das Regime positionieren, oder die Verbindungen nutzen und im eigenen Land zu Ruhm gelangen. Höfgen entscheidet sich schnell für die nationalsozialistische Gesinnung, gegen die er einst noch mit Verve gewettert hatte. Er schließt den Pakt mit dem Teufel, wird zum Liebling der Mächtigen und ist per du mit dem kunstliebenden Ministerpräsidenten.


Klaus Mann hat diesen »Typus«, wie er selbst seine von Opportunismus durchtriebene Hauptfigur nannte, sehr gut gekannt: sein Schwager und Künstlerfreund Gustaf Gründgens war ihm erschreckendes Vorbild. Mephisto ist deshalb nicht nur eine Kritik an politischer Inszenierung, die leicht zu einem schlechten Schauspiel geraten kann. Auch das Theater und seine Künstler stehen bei Klaus Mann unter moralischer Beobachtung, wenn sie sich inhaltlich aus der Verantwortung ziehen und in Geschäftsinteressen einrichten. Obwohl Kunst heute nur noch selten Tragfläche für Politiker und Machtinteressierte zu sein scheint (die Wagner-Festspiele in Bayreuth sind vielleicht ein letztes Relikt), bleibt sie im besten Fall politischer Ausdruck und öffentliches Bekenntnis, mit dem man bisweilen auch über Existenzen entscheiden kann. Es inszeniert Henriette Hörnigk, Chefdramaturgin des nt Halle.


Dauer:
3 Stunden und 20 Minuten, eine Pause


Mitwirkende:
Regie und Buch: Henriette Hörnigk
Bühne und Kostüme: Charlotte Burchard
Musik: Martin Reik / Bernd Bradler
Dramaturgie: Sophie Scherer
Mit: Hagen Ritschel, Stella Hilb, Alexander Pensel, Harald Höbinger, Bettina Schneider, Max Radestock, Till Schmidt, Karl-Fred Müller, Martin Reik, Hilmar Eichhorn, Elke Richter


Tickets:
18,00 €


Weitere Informationen unter:
www.buehnen-halle.de


Fotos: © Falk Wenzel

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