Noch bevor der Jungproduzent und Unterzeichner des Oberhausener Manifests mit der Verfilmung der gleichnamigen Novelle von Günter Grass begann, war das Projekt bereits ein ausgewachsenes Politikum, das sogar Regierung und Bundestag beschäftigte. Die politische Rechte und Soldatenverbände empörten sich vor allem über die angebliche „Schändung“ des Ritterkreuzes, eines von Hitler gestifteten Soldatenordens, durch die Nachkommen eines „Vaterlandsverräters“ – die Hauptrolle des Joachim Mahlke teilten sich die Söhne des Regierenden Bürgermeisters von Berlin Willy Brandt. Gegen eben diese Klientel richtete sich die antimilitaristische Satire von Pohland, der die Geschichte um den Aufstieg eines komplexbeladenen Außenseiters zur Führerfigur im Danzig der Kriegsjahre zur Demaskierung des geltungssüchtigen deutschen Kleinbürgers nutzte. Angelegt als Rekonstruktion der vergangenen Ereignisse durch Mahlkes gealterten Kameraden Pilenz, der selbst zum Teil der Spielhandlung wird, gebrochen durch surreale Verfremdungseffekte, extreme Kameraperspektiven und dokumentarische Kriegsaufnahmen, stellte die von der Nouvelle Vague inspirierte Erzählstrategie eine enorme Herausforderung für einen Großteil des deutschen Publikums dar. (jr)
BRD 1967
Regie:
Hansjürgen Pohland
Darsteller:
Lars Brandt, Peter Brandt, Claudia Bremer, Wolfgang Neuss
Tickets:
5,00 €
Weitere Informationen & Tickets unter:
www.dhm.de