Museen in Berlin

Tapetenwechsel 2.1:

Sa. 12.08.17 16:00

Fortschreitende Arbeit

1 x 2 Freikarten

Ich brauch’ Tapetenwechsel sprach die Birke
sang Hildegard Knef und schrieb fortan ihre eigenen Liedtexte. Auch im
Alltag spricht man* von Tapetenwechsel, wenn die Situation grundlegend
verändert werden soll. Tapetenwechsel ist mehr als Tünche, es ist eine
einschneidende Veränderung, die aber doch nur einen neuen Hintergrund
für das vorhandene Inventar abgibt. Eine Interpretationshilfe, eine
andere Ansicht, nicht nur im Alltag sondern auch in Fragen der
Selbstfindungen, der Theorien und Ideologien.


Neue Einbauten, von der Dandy-Ausstellung
übernommen, brachten neue Möglichkeiten. Es wurde umgehängt, erweitert,
Neues kam hinzu. Tapetenwechsel als Serie will beweglich bleiben, plant
immer wieder kleinere Präsentationen innerhalb einer sich ständig
wandelnden Ausstellung. Einschübe, die nicht unbedingt aus unseren
Sammlungsbeständen stammen, gelten Themen, die bisher als Projekte nicht
verwirklicht werden konnten.


Nach Rock Hudson und die Aids-Krise beschäftigen wir uns nun mit dem Urtext des Feminismus Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht.
In Zeiten des Rückfalls, der Infragestellung der Emanzipationserfolge,
wollen wir alte Forderungen überprüfen, zur Diskussion stellen und zur
Verteidigung unserer Werte nachdrücklich ermuntern. Das Projekt zu
Simone de Beauvoir lässt sich auch als persönliche, biografische
Erkundung des Kurators und seiner Generation lesen. Wir waren alle
Existenzialisten und das hohe Paar Sartre-Beauvoir hatte Vorbildfunktion
für neue Möglichkeiten der Beziehungen nicht nur für Heterosexuelle.
Auch wenn jetzt beim Wiederlesen zutage tritt, dass Simone de Beauvoir
doch Vorbehalte gegen Tunten hegte.


Eine weitere Neuerung innerhalb von Tapetenwechsel
2.01 ist die wechselnde Präsentation von Neuzugängen aus unserem Archiv.
Diesmal präsentieren wir Fotos von Fritz Weiss, einem ehemaligen
Schaufensterdekorateur und Hobbyfotografen aus Stuttgart, der seit den
1960er Jahren Aktfotos in eigener Dunkelkammer entwickelte. Bis zur
Liberalisierung des Paragraphen 175 im Jahr 1969 traute sich Weiss
nicht, diese Fotos in einem Labor entwickeln zu lassen.


Im Herzen der Ausstellung erinnert eine Wand an die
im KZ-Sachsenhausen ermordeten Schwulen. Konterkarierend erzählen wir
von schwulen und lesbischen Karrieren im Dritten Reich und vom Leben im
Verborgenen. Kurt Hiller veröffentlichte  im Jahr 1922 seine Broschüre § 175 - Die Schmach des Jahrhunderts.
Eine Installation von Kurt Stark zur Geschichte des § 175 eröffnet den
Raum. Davor steht auf einem Sockel ein Napoleon-figürchen. Napoleon, der
das französische Strafrecht modernisierte, allerdings nicht zu Gunsten
von Frauen, die wurden sogar schlechter gestellt als in der
mittelalterlichen Ständeordnung, Napoleon schaffte die Verfolgung von
Schwulen ab. Der Code Napoleon galt auch in vielen deutschen Staaten,
bis die Reichsgründung 1871 erneut die Bestrafung männlicher
Homosexualität zementierte. Das Frauenwahlrecht wurde den Französinnen
erst 1944 gewährt.


Die Führung findet auf Deutsch statt.


Laufzeit:
12. Mai 2017


- 28. August 2017


Tickets:
6,00 €


Weitere Informationen unter:
www.schwulesmuseum.de

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6.00 €

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twotickets.de bedankt sich für die Zusammenarbeit. Pressetext und -foto mit Genehmigung von Das Schwule Museum in Berlin e.V.. © liegen bei den Urhebern.

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