Art House & Independent in Berlin
BRD 1966
2 x 2 Freikarten
„Vlado K. haut das Kino kaputt“ titelte die Zeitschrift Film im Januar 1967. Tatsächlich zeigte sich der Jugoslawe Vlado Kristl, seit 1963 im deutschen Exil lebend, auch in seinem wohl wichtigsten Film als großer Anarchist, als ein Don Quijote, der Anti- oder Keinkino machen wollte: Zwar existiert in Der Brief der ganz vage rote Handlungsfaden eines Mannes, der einen Brief findet und diesen dem Empfänger bringen will. Doch in Wahrheit gibt es hier zwar viel Turbulenz, aber keinen Plot. Stattdessen reden und schlagen egomane Menschen aufgeregt aufeinander ein, sieht man immer wieder Proteste und bürgerkriegsähnliche Szenen in den Straßen Münchens. Kristl zeigt eine außer Rand und Band geratene Welt, in der unmotivierte Gewalt und andere Absurditäten regieren – also eine sehr realistische Darstellung, die zugleich eines absurden Humors nicht entbehrt. Dass er stumm drehte und bei der Nachvertonung keinen Wert auf Synchronität zu den Bildern legte, bewirkte einen zusätzlichen Verfremdungseffekt.
Der Filmemacher holte viele Freunde und deren Lebenspartner vor die Kamera, so dass in Der Brief weite Teile der damaligen Münchner Jungfilmerszene auftreten. Die weitgehend anonym bleibenden Figuren geben praktisch nur viel wirres und belangloses Zeug von sich, teils lediglich aus Worthülsen bestehend, das sie aber für sehr gewichtig halten – eine akustische Entsprechung jener Produktion von Unsinn, die heute vor allem im Netz stattfindet. Ebenso war die Fotografie ihrer Zeit weit voraus: Wolf Wirths Handkamera ist fast ständig in Bewegung, schwankt und taumelt, als würde sie von einem Amateur bedient. Im Rückblick wirkt Der Brief wie ein Vorläufer der Filme Christoph Schlingensiefs – nur besser, durchdachter, konsequenter. (gym)
Regie:
Vlado Kristl
Darsteller:
Jelena Kristl, Brigitte Laregh, Maria Schamoni, Horst-Manfred Adloff, Peter Berling, Walter Krüttner, Klaus Lemke, George Moorse
Tickets:
5,00 €
Weitere Informationen unter:
www.dhm.de
Tickets
Veranstaltet durch
Deutsches Historisches Museum (Kino)
twotickets.de bedankt sich für die Zusammenarbeit. Pressetext und -foto mit Genehmigung von Deutsches Historisches Museum (Kino). © liegen bei den Urhebern.
Für diese Veranstaltungen gibt es
Art House & Independent in Berlin
Man wird sich diesen Namen merken müssen, Müller
Überraschung! Aus technischen Gründen wurde die Fassung von 1930 des Films "Liebling der Götter" mit Emil Jannings gezeigt (Tonfilm). Für den heutigen Zuschauer ein Erlebnis! Konnte man doch nachvollziehen, was unsere Eltern und Großeltern seinerzeit am Kino begeisterte. Die derzeitigen "Filmstars", die man heute aus der Geschichte kennt, einmal original zu erleben, war den Abend wert. Danke an TT..
Art House & Independent in Berlin
Man wird sich diesen Namen merken müssen, Müller
Was für ein netter Film. Unterhaltend und fröhlich mit dem Ohrwurm "ich bin heute so glücklich...". Renate Müller wirbelte als selbstbewusste junge Frau durch den Film. Faszinierent die Möglichkeiten der Technik diesen Film wieder dem Publikum zugängig zu machen. Wir hatten einen schönen Abend und können den Film nur empfehlen.
Art House & Independent in Berlin
Man wird sich diesen Namen merken müssen, Müller
Wir sind mit großer Neugier in das Kino gegangen und sind begeistert wieder rausgekommen. Der Film, fast 100 Jahre alt, war richtig gut und hatte alles, was auch heute in den Filmen vorkommt, nur etwas einfacher dargestellt. Auf jeden Fall ein Kinoabend wert