Rat-Beil-Straße 10
60318 Frankfurt am Main
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Beschreibung
Man sollte sich trauen das große undurchsichtige Eisentor aufzustoßen und einzutreten. Es kommen nur wenige Besucher an diesen verwunschenen Ort. Die letzten Bestattungen (mit wenigen Ausnahmen) sind vom Ende der 1920er Jahre. Danach wurde der neue Jüdische Friedhof eröffnet. Ausserdem gehören Friedhofsbesuche nicht so stark in den jüdischen Traueralltag wie es in den christlichen Religionen der Fall ist. Die Gräber sind daher auch weniger wichtig. Auch wenn sich auch auf dem Friedhof die Integration der hier gelebten Juden in das christliche Umfeld deutlich macht, ist der alte israelitische Friedhof doch ein ganz besonderer Ort der einige interessante Kapitel der Frankfurter Stadtgeschichte zu erzählen hat.
Friedhöfe sind Ort der Ruhe, der Entspannung, der Anmutung. Und jüdische Friedhöfe nochmals in besonderem Maße, denn viele Juden machen sich nichts aus der Grabstätte, da sie die Erinnerung an die Toten in sich tragen. So gibt es viele - wunderbare -Verwitterungsspuren. Grabsteine, die den Lauf der Geschichte besser erzählen, als es jedes Geschichtsbuch könnte - wenn man nur genau hinschaut ! - Und auf diesem Friedhof wird es in absehbarer Zukunft wahre Bärlauchfelder geben, die - und auch dies gefällt mir sehr - völlig ungestraft geerntet werden können. - Da es auch keine Grabpflege gibt - Juden bringen vielleicht einen Stein mit, den sie auf das Grab legen -, ist dieser Friedhof eine wahre Oase an Stille und Einsamkeit. Wer es mag, sollte einfach mal hingehen. Das große Tor an der Rat-Beil-Strasse ist geöffnet - wie bei jedem anderen Friedhof auch. - Ein schöner - und noch sehr geheimer - Ort. Fünf Sterne. Gerne.