Synagoge Rykestraße
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Rykestr. 53

10405 Berlin

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Beschreibung

Zwei breite Tordurchfahrten geben von der Rykestraße den Blick frei auf ein schönes Backsteingebäude in den Formen einer neoromanischen Basilika. Architekt der im Hof gelegenen, in ihrer ursprünglichen Gestalt am besten erhaltenen und größten Berliner Synagoge, die 1904 eingeweiht wurde, war der Gemeindebaumeister Johann Hoeniger. Mit über 2000 Sitzplätzen gilt sie – neben der großen Synagoge in Budapest – als größte in Europa. In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge in Brand gesteckt doch der Polizeikommandant des Reviers hat rasch den Löschungsbefehl angeordnet, denn auch die Wohnhäuser herum waren durch das Feuer gefährdet. Noch bis 1940 konnten Gottesdienste abgehalten werden, danach wurde das Gebäude als Lager für die Wehrmacht missbraucht. Der gesamte, 1953 restaurierte, Gebäudekomplex wurde von den Architekten Ruth Golan und Kay Zareh mit dem Berliner Denkmalpfleger erneut behutsam instand gesetzt und 2007 mit 1200 Plätzen feierlich wieder eröffnet. Der Trausaal wird weiterhin als Wochentagssynagoge mit wertvoller Ner Tamid aus dem Jemen genutzt. Die einzige Synagoge Ost-Berlins wurde »Friedenstempel« genannt. Im Vorderhaus befanden sich die III. Volksschule des »Jüdischen Schulvereins e.V.« und die VI. Religionsschule der Jüdischen Gemeinde mit etwa 500 Schülern. Nach 1933 verfolgte der »Jüdische Schulverein« das Ziel, Schüler auf die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Lilli Henoch, die in der nähe von Riga ermordet wurde, seinerzeit berühmte Leichtathletin und Weltrekordhalterin, war bis zu deren Auflösung Sportlehrerin dieser Schule. Ebenfalls im Vorderhaus hat sich jüngst das Ronald-Lauder-Lehrhaus angesiedelt, das jüdische Tradition vornehmlich an junge russischsprachige Juden vermittelt. Im Museum Prenzlauer Berg in der nahe gelegenen Prenzlauer Allee 227 informiert eine Dauerausstellung über die jüdischen Schulen des Bezirks bis zu ihrer erzwungenen Schließung im Jahre 1941.

Quelle: "Jüdische Orte in Berlin", Andreas Nachama/Ulrich Eckhardt
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