Seligenstädter Klosterkonzerte

Kulturring Seligenstadt

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Erfahrungsberichte zu diesem Veranstalter

zoulwags

Geschrieben von zoulwags

am Sa. 16.07.22 16:27

Klassische Konzerte in Seligenstadt

Bayerisches Kammerorchester
Fr. 15.07.22 20:30

Aus Bad Brückenau

Das „Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau“ ist ein Stammgast bei den Seligenstädter Klosterkonzerten, den ich aber noch nie gesehen habe. Denn normalerweise bin ich Mitte Juli, wenn dieses Ensemble traditionell erscheint, immer schon im Urlaub. Schön ist, dass das Konzert draußen stattfinden kann. Im ersten Teil des Abends gibt es zunächst die „Capriol Suite“ von Peter Warlock. Dieser war Engländer und schrieb seine Musik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Etwas Britten, etwas Filmmusik, ziemlich eingängig und gefällig, und – das merke ich immer mehr – mir zu seicht und zu berechenbar. Es folgt Schuberts „Arpeggione-Sonate“, eigentlich für Orchester und Klavier, an diesem Abend aber mit dem Cello als Kontrapunkt gespielt. Sehr reizvoll, aber für Schuberts Verhältnisse ziemlich harmlos und wenig in die emotionalen Vollen gehend. Zudem nicht besonders lang, so dass schon nach 35 Minuten Pause ist - und ich noch nicht so recht beglückt bin. Das Glück folgt dann im zweiten Teil des Abends: Beethovens „Kreutzer-Sonate“, an sich auch für Orchester und Klavier gedacht, wurde hier von der Leiterin des Ensembles (und ersten Geige) Sarah Christian für Orchester und Violine umgeschrieben. Das Ergebnis ist ein klanglicher und technischer Hammer. Streichorchester kontrastiert mit Violine. Das kann man sich erst mal gar nicht vorstellen, doch es funktioniert. Und es ist ein Fest für Freunde von Streichmusik. Die Virtuosität von Sarah Christian ist ebenfalls beeindruckend, denn sie steht stets im Dienste des Stückes und ist niemals reine Leistungsschau. Auf diese Weise scheinen Orchester und Soloinstrument sich stets gegenseitig zu ergänzen, anzuspornen und miteinander im Dialog zu sein. Die an sich schon großartige Komposition Beethovens wird hier perfekt umgesetzt, und ich möchte gar nicht, dass dieses Stück Musik endet. Die Zugabe ist dann eher kurz und schlicht. Na ja, Schlichtheit ironisierend. Ein „bayerischer Walzer“ in seine einzelnen Komponenten zerlegt und schief bis atonal wieder zusammengeklebt. Amüsant, aber eindeutig ein Rauschmeisser. Aber die „Kreutzer-Sonate“ hallt nach, und ich kann sagen, dass das wieder ein lohnender Abend in Seligenstadt war.

zoulwags

Geschrieben von zoulwags

am Mi. 06.07.22 17:04

Klassische Konzerte in Seligenstadt

Kleines Streicherfestival
Do. 30.06.22 20:30

Quartett-Musik

Einer meiner musikalischen Höhepunkt des Jahres, dieser Konzertabend mit dem Minguet Quartett. Im ersten Teil gibt es ein Streichquartett des mir bis dahin völlig unbekannten Johann Wilhelm Wilms sowie Mozarts „Dissonanzen-Quartett“. Wilms ist Zeitgenosse Beethovens und klingt auch ein wenig nach diesem, Mozart klingt hier erfreulich… dissonant – für seine Verhältnisse. Beides klingt wunderbar im Freien an diesem zunächst noch lauschigen Sommerabend. Genau passend in diesem Rahmen, mit sehr schönem Klang und einem eleganten Zusammenspiel der Instrumente. Gegen Ende des Mozarts kommt Wind auf und der zweiten Geige fliegt ein Notenblatt davon. Klarer Punktsieg für Bratsche und Cello, die ihre Noten auf dem Tablet haben. Der zweite Teil findet dann in der Basilika statt. Doch meine Enttäuschung über den Umzug hält nicht lange an. Mendelssohn-Bartholdys Streichquartett Nr. 3 D-Dur op. 44/1 profitiert von der Akustik der Kirche enorm. Hier geht es mehr um Effekt, gerade der erste und der letzte Satz haben ordentlich Druck und Tempo, wie man es von diesem Komponisten erwartet. Allerdings geht das nie auf Kosten von Gefühl und Ausdruck, alles geht hier wunderbar zusammen, weshalb dieses Stück der Höhepunkt des Abend ist. Perfekt im perfekten Rahmen gespielt.

zoulwags

Geschrieben von zoulwags

am Mo. 29.11.21 19:31

Klassische Konzerte in Hainburg

Chopin... und die Folgen
So. 28.11.21 16:00

Mit Georgi Mundrov

Ein wunderbarer Konzertnachmittag beim hervorragenden und sehr sympathischen Pianisten Georgi Mundrov. Thematische Klammer ist Chopin, dessen Schaffen in fünf unterschiedlichen Stücken vorgestellt wurde: ein wunderbar gefühlvolles Nocturne, drei unterschiedliche Tänze, die nicht zum tanzen gedacht sind (Walzer, Mazurka und Polonaise), und ein Scherzo mit ordentlich Wumms. Virtuos sind alle Stücke, den meisten Applaus bekamen Mazurka und Scherzo, vermutlich weil sie schnell und effektvoll sind. Und zum Glück auch harmonisch, denn ich brauche das Hochleistungsgeklimper ja nicht. Doch Chopin war Harmonie laut Mundrov wichtig, und entsprechend gut hörbar sind selbst die an sich anstrengenderen Stücke. Als von Chopin inpiriert gab es Schumann und Brahms sowie zwei Etüden von Skrjabin und zwei Préludes von Rachmaninoff. Gerade die Stücke des letzteren sind erfreulich zurückgenommen und bildeten den Zirkelschluss zum ruhigen Beginn. Ein ganz tolles Programm, durchdacht ausgewählt, mit interessanten und amüsanten Informationen versehen und vor allem durchweg kompetent und virtuos vorgetragen. Als Zugabe spielte Mundrov dann noch ein Stück von Bach, passend zum ersten Advent, so dass wir am Ende beseelt den Saal verließen und uns weder November-Schneeregen noch die Nachrichten im Autoradio auf der Heimfahrt die Laune verderben konnten. Ein großer Dank an die Seligenstädter Klosterkonzerte, denen wir wünschen, dass sie gut durch den Winter kommen, und für die wir hoffen, dass sie auch im kommenden Jahr wieder so schöne und inspirierende Konzerte veranstalten können.