Kunsthalle Darmstadt

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Erfahrungsberichte zu diesem Veranstalter

zoulwags

Geschrieben von zoulwags

am Sa. 15.03.14 10:19

Galerien & Ausstellungen in Darmstadt

Jürgen Schadeberg
Sa. 15.03.14 11:00

Chronist Südafrikas

Jürgen Schadeberg kannte ich bisher nicht. Doch anders als bei anderen Ausstellungen in der Darmstädter Kunsthalle, gibt es zu diesem Fotografen sogar einen ganzen Büchertisch. Der Mann ist also kein Unbekannter, und nach dem Gang durch die Ausstellung weiß man auch warum. Schadeberg ist Jahrgang 1931, und er ist in der Welt rumgekommen. 1950 verließ er das kriegszerstörte Deutschland und ging nach Südafrika, um in einem Land zu leben, in dem es wärmer ist und in dem es Löwen gibt. Seine Bilder aus den 1950er- und 1960er-Jahren sind teilweise politisch engagiert, er arbeitete für die schwarzafrikanische Zeitschrift „Drum“ und war mit Nelson Mandela befreundet, teilweise eher ethnographisch, etwa in den Bildern des Volks der San, die er 1959 in der Kalahari-Wüste besuchte. 1964 wurde Schadeberg aus Südafrika ausgewiesen, und er konnte erst nach dem Ende der Apartheid in das Land zurückkehren. Aus dem Jahr 2004 ist eine Bilderserie unter dem Titel „Stimmen vom Land“ zu sehen, die ich als das Spannendste zum Thema Südafrika empfand, denn hier konnte man sehen, wie wenig sich gesellschaftliche Zustände zumindest außerhalb der Metropolen auch 14 Jahre nach dem Ende der Apartheid verändert haben: weiße Farmer beschäftigen immer noch schwarze Landarbeiter, nur dass sie jetzt eben in größerer Angst leben. Man fühlt sich in die Welt von J. M. Coetzees Roman „Schande“ versetzt und kann oft die Anspannung in den Gesichtern der proträtierten Menschen sehen. Die Ausstellung in der Kunsthalle folgt in der Raumaufteilung dem Leben Schadebergs. In dem vorderen großen Räumen die frühen Jahre in Südafrika, in den hinteren die späten und der Exkurs zu den San. Die Zwischenräume sind den Zwischenstationen in Schadebergs Leben vorbehalten: England, Deutschland, Spanien – auch in Europa ist Schadeberg Chronist der jeweiligen Zeit gewesen. Und da hier mein Interesse größer, da nicht nur rein beruflich ist, finden sich hier auch meine Lieblingsbilder: England und Schottland in den 1960ern mit seinen krassen Gegensätzen aus Rolling-Stones-Hipstertum, männlicher Pubidylle und schrägen Omas in der Reihenhaussiedlung sowie das geteilte Berlin, in dem ein Grenzsoldat 1961 durch ein Loch in der Mauer schaut, als wäre er in der Peepshow, oder ein Omchen mit Handtasche, die über eine Straße mit extrem ausgeleuchteter Fahrbahnmarkierung geht. Diese Bilder sprechen mich nicht nur in ihren Motiven an, sondern sind auch die richtige Mischung zwischen Schnappschuss und kunstvollem Arrangement, die für mich die Qualität dieses Fotografen ausmachen. Und so muss ich mich beim Gehen schwer beherrschen, das heimische Bücherregal nicht um ein oder zwei Fotobände zu erweitern (sie stehen ja dann doch nur rum). Allen Freunden von gekonnter, aber nicht überkandidelter Schwarz-Weiß-Fotografie sei diese Ausstellung aber in jedem Fall empfohlen.

zoulwags

Geschrieben von zoulwags

am Sa. 01.03.14 10:18

Führungen & Rundgänge in Darmstadt

haltlose gründe
So. 09.02.14 11:30

Öffentliche Führungen mit Elke Glenewinkel

Die Ausstellungen in der Kunsthalle Darmstadt bewegen sich für mich als Besucher immer zwischen Inspiration und Schulterzucken. So auch bei „haltlose gründe“, eine Schau, die drei relativ junge Künstler durch die Klammer der „Verschleifung von Bildebenen“ und „ungewöhnliche Blickwinkel“ zusammenführt. Letztere finden sich vor allem bei Sven Kroner, von dem es zahlreiche großformatige Gemälde mit Motiven aus der Vogelperspektive zu sehen gibt, wobei auf den Bildern stets ein unpassendes oder verwirrendes Element zu finden ist. Das ist mal subtil, etwa wenn die Schatten parallel zum Betrachter fliegender Heißluftballons viel zu groß und im falschen Winkel auf die unter ihnen liegende Landschaft fallen, mal offensichtlich, wenn ein riesiges Schiff im Rinnsal entlang eines Feldes dahinschippert. Von Kroner ist auch mein Lieblingsbild der Ausstellung, „Patmos 2“, das aussieht, als hätte Caspar David Friedrich erst die Landschaft gemalt und Kroner dann eine leicht verzerrte Bauruine und allerlei Zivilisationsmüll im Vordergrund hinzugefügt. Ja, ja, das klingt jetzt inhaltlich nicht so wahnsinnig originell, war aber in seiner Liebe zum Detail das Bild, vor dem ich am längsten verweilte. Düsterer geht es in den Bildern von Miriam Vlaming zu, die mir vor allem durch die Mischung von harmloser Alltagssituation und bedrohlichem Ambiente bzw. zur Unkenntlichkeit verzerrten Gesichtern im Kopf geblieben ist. Wenn mir gesichtslose Personen den Kopf zudrehen und mich an einem Kaffeetisch irgendwo im Wald erwarten, dann finde ich das beklemmend und angenehm gruselig zugleich. Da allerdings viele Bilder der Malerin auf diese Gefühlslage abzielen, hatte ich nach der zehnten Wiederholung dann auch mal genug. Düster geht es schließlich auch beim Jüngsten im Bunde, Emmanuel Bornstein, zu. Das Thema sind der Nationalsozialismus und seine Opfer, wobei sich das Motiv der anonymen Masse der Opfer, die wie in einem Hieronymus-Bosch-Gemälde von Teufeln in Uniform in einen Höllenschlund getrieben werden, wiederholt. Das klingt jedoch überzeugender als es ist, denn das Triptychon „Waldbowling“, in dem Wölfe in paramilitärischer Kleidung die hilflosen Opfer hinwegkegeln ist schon etwas arg übereindeutig. Na ja, und ganz ehrlich, ich fand es sogar etwas unfreiwillig komisch. Nichtsdestotrotz einmal mehr ein lohnender Besuch in dieser kleinen, aber feinen Ausstellungshalle, und wir freuen uns schon auf die nächste Schau, die sich inzwischen wohl in der Vorbereitung befindet.

zoulwags

Geschrieben von zoulwags

am Di. 30.04.13 08:33

Führungen & Rundgänge in Darmstadt

Bauhaus und Neues Sehen
So. 28.04.13 11:30

Öffentliche Führung mit Elke Glenewinkel

Diese Ausstellung in der Kunsthalle ist durchaus sehenswert, da alle drei Damen, um die es geht, sehr schöne Fotos gemacht haben. Von Lucia Moholy gibt es zahlreiche sehr schöne Porträtfotos, von Gertrud Arndt eine gelungene Serie von Selbstporträts und von Elsbeth Juda hübsche 50er-Jahre-Fotos mit feiner Bildkomposition und schönen Kontrasten. Insgesamt ein Fest für Fans der Schwarz-Weiß-Fotografie und die nachhaltigste Ausstellung an diesem Ort seit "Schlachtpunk".