Weniger ist manchmal mehr. Und so war ich ganz glücklich, daß wir zum einen nur einige Kunstwerke des öffentlichen Raumes angeschaut haben, zum anderen es bei Anne Katrin Schreiner, unserer "Gästeführerin" mit einer Künstlerin und nicht mit einer Kunsthistorikerin zu tun gehabt haben. Begonnen haben wir - bei echtem Winterwetter - mit der "Frankfurter Treppe/XX.Jahrhundert" in der Hessischen Landesbank. Zwei Millionen Mosaiksteine aus Murano-Glas bilden ein Wandgemälde einer Treppe, auf der 56 Personen des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens Frankfurts herumstehen und noch einige andere namenlose Menschen dazu. Von Liesel Christ über Theodor W.Adorno hin zu Anne Frank und Thomas Bayrle. Von William Forsythe zu Bernhard Grzymek. Von Max Horkheimer zu Siegfried Cracauer, dessen Buch "Ginster" im kommenden Jahr das Buch für "Frankfurt liest ein Buch" sein wird (15.-28.April 2013). Klingt alles monumental, aufwendig und und hochtrabend. Doch finde ich dieses Werk - immer noch - eher ausgesprochen fade und langweilig. Weiter ging es zur Deutschen Bank und Max Bill (steht jetz hinter den Türmen). Ein wunderbares Werk, das ich irgendwann doch einmal 'besteigen' muss, um ein echtes Gefühl zu bekommen. Einfach mal anfassen. Der Marmor ist so weich und zart wie ein Kinderpopo. Ab in den Grüngürtel zu "Beethoven" von Georg Kolbe. Dann gegenüber Eduardo Chillida's "Haus für Goethe". "Das Haus eines Mannes wie Goethe könnte nicht überdacht werden: Das Licht, das er suchte, wäre unter einem Dach verborgen", soll Chillida dieses Werk kommentiert haben. Weiter zu Sol LeWitt's "Open Cubes" vor der ehemaligen Dresdner Bank. Mir gefallen seine Wandmalereien eindeutig besser; vielleicht ist es aber auch kein guter Platz für diese monumentalen Aluminiumquader ? Gleich gegenüber am Fenster der Commerzbank-Lounge ein Weltuntergangsszenario von Hendrik Schwab. Der Mensch ist verschwunden und die Natur erobert sich die Städte zurück. Leicht übersehbar und doch so eindrucksvoll ! Danach ging es noch ins Karmeliterkloster und in die Paulskirche. Eine sehr gute Auswahl der Kunst mit einem kleinen (überflüssigem ?) Vortrag zur Geschichte der Kunst in Frankfurt zu Beginn. Fröhlich und emotional mitgeteilt, so daß man nie den Eindruck hatte, wie ungebildet man sei, wenn man das alles nicht weiß. Dafür ein Extra-Lob ! Vier Sterne. Oder doch fünf ?