CityDome Darmstadt

Kinopolis: Rex / Helia

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Erfahrungsberichte zu diesem Veranstalter

zoulwags

Geschrieben von zoulwags

am Fr. 06.06.14 06:26

Blockbuster & Klassiker in Darmstadt

Die zwei Gesichter des Januars
Mi. 04.06.14 19:45

F / GB / USA 2013

Gepflegtes Spannungskino bietet das Regie-Debüt des „Drive“-Autors Hossein Amini. Wer genauer hinschaut, bekommt zudem ein Charakterdrama um zwei nur scheinbar unterschiedliche Männer geboten. Dies deutet der Titel schon an, denn immerhin hat der Monat Januar seinen Namen vom zweigesichtigen Janus aus der griechischen Mythologie, und die von Oscar Isaac und Viggo Mortensen grandios verkörperten Figuren, deren Schicksal durch einen dummen Zufall und durch die Liebe zu derselben Frau aneinander gekettet wird, machen den Film erst so richtig interessant. Wem das zu anstrengend ist, der kann sich an den exzellenten Schauplätzen des Films, Griechenland, Kreta und Istanbul, und das alles auch noch im stimmigen Retrolook des Jahres 1962, erfreuen. Ein mit Sorgfalt gemachter, unaufgeregter Film mit einem intelligenten Drehbuch, der es zwar nicht, wie einem die Werbung weißmachen will, mit dem ebenfalls auf Patricia Highsmith zurückgehenden „talentierten Mr. Ripley“ aufnehmen kann, aus der momentanen Flut knalliger, aber sinnentleerter Hollywoodfilme jedoch angenehm heraussticht.

zoulwags

Geschrieben von zoulwags

am Mi. 02.04.14 18:45

Komödie in Darmstadt

Love Steaks
Di. 01.04.14 20:15

Deutschland 2013

Es ist schon eine Ironie, dass das Publikum in „Love Steaks“, den die Kinoillustrierte Cinema als „junges Kino“ und „mitreißende Romanze“, ja sogar als „die Zukunft des deutschen Films“ bezeichnet, bis auf vielleicht zwei Personen aus bildungsbürgerlichen Ü-40ern besteht. Die örtlichen Studenten hatten sich wohl schon am Abend zuvor in dem sich inhaltlich eher an ein arriviertes Publikum richtenden „Her“ von Spike Jonze verausgabt. Da hätten die Kinogänger vermutlich im Schnitt mehr Spaß gehabt, wenn sie den jeweils anderen Film besucht hätten. Regisseur Jakob Lass sieht seinen Film jedenfalls als ersten „Fogma“-Film, womit er durchaus ernsthaft auf die dänischen Dogma-Filme Bezug nimmt, deren Credo „kein künstliches Licht, kein Make-Up, authentische Schauplätze“ er übernimmt. Ein echtes Drehbuch gab es nach seiner Aussage wohl auch nicht, und die Nebenrollen sind allesamt mit Laiendarstellern besetzt, Hotelangestellte, die sich selbst spielen. Das „F“ steht laut Lass für Freiheit, Flow und Fuck. Na ja. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Fogma- wie schon der Dogma-Anspruch nicht zuletzt auch ein geschickter Marketing-Schachzug für Filme mit extrem kleinem Budget ist. Nur eben in Deutsch, jung und very Berlin. Das soll niemanden abschrecken, denn je länger der Film dauerte, desto mehr wurde ich in seinen Sog gezogen. Die Liebesgeschichte zwischen dem schüchternen Physiotherapeuten Clemens und der aufsässigen Kochazubine Lara funktioniert nicht nur als romantischen Komödie der besonderen Art, sondern ist zugleich auch realistisches Alkoholikerdrama und zwischen den Zeilen ein Blick auf Kommunikations- und Hierarchiestrukturen der heutigen Arbeitswelt. Dies alles entfaltet sich nach und nach, und erfordert, dass man sich auf Schnitte einlässt, die andernorts als Anschlussfehler gelten würden, dass man hinnimmt, dass einzelne Sätze der Darsteller auch mal vernuschelt werden und, was für mich am schwersten war, die Eitelkeiten des Jung-Regisseurs schluckt. Denn bei aller angeblichen Authentizität gibt es genug artifizielle Mätzchen, die den Gestaltungswillen einer Hand im Hintergrund erkennbar machen. Kurze Soundtrackeinspieler, die Emotionen erzeugen oder untermalen sollen; häufige Schnitte, die Szenen zum Zweck der Dramaturgie straffen - an sich alles Dinge, die der Authentizitätsidee des Films widersprechen. Andererseits ist die Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit, Ironie und Beklemmung so gelungen und Lana Cooper und Franz Rogowski als Lara und Clemens so glaubhaft und liebenswert, dass man das alles vergessen und den Film einfach nur lieb haben kann. Man muss ja nicht immer gleich Sensationen wittern und zum Superlativ greifen. Man kann den Film einfach nur gut finden und hoffen, dass Jakob Lass nicht zum neuen Lars von Trier wird. Und außerdem sollte man nie vergessen: der Fuchs schläft nicht, er schlummert nur.

zoulwags

Geschrieben von zoulwags

am Di. 01.04.14 07:52

Blockbuster & Klassiker in Darmstadt

Her (mit KurzVorFilm 'Früher oder Später')
Mo. 31.03.14 20:30

USA 2013

Wer Spike Jonze’ Film „Being John Malkovich” kennt, weiß, dass es dem Mann nicht an Einfällen mangelt und dass er eine absurde Grundidee in all ihren Facetten bis zum Ende durchdenken kann. Doch so absurd sich die Prämisse von „Her“ erst einmal anhört, ein Mann verliebt sich in die Stimme des Betriebssystems seines Computers, so glaubhaft und nachvollziehbar wird sie für den Zuschauer im ersten Drittel des Filmes gemacht. Hier entwirft Jonze eine vermutlich eher nahe als ferne Zukunft, in der Menschen per Knopf im Ohr ständig mit ihrem Rechner und damit mit ihren Mails, Newsgroups, sozialen Netzwerken und Unterhaltungsoptionen aller Art, die ihnen die virtuelle Welt bietet, verbunden sind. Dass diese Welt, in der die Menschen mit sich selbst reden und die Abende allein mit Hologrammen im Wohnzimmer verbringen, nicht als Holzhammer-Dystopie dargestellt wird, ist ein großer Kunstgriff. Hier wird man als Zuschauer ernst genommen und darf sich die Frage selbst beantworten, ob man die Vorstellung einer Quasi-Abkopplung aus der realen Welt in eine reizvollere, virtuelle nicht doch irgendwie reizvoll findet. Dass das gelingt, liegt zum einen an einem Production Design, das stylish und doch unaufdringlich daherkommt und eine Welt kreiert, in der man sich nicht unwohl fühlt, und zum anderen daran, dass Hauptfigur Theodore vom Drehbuch als einsame, aber nicht soziophobe Person angelegt ist und von Joaquin Phoenix mit sehr viel Wärme und Herz gespielt wird. Erst mal also alles fantastisch. Auch wie Theodore sich in die Stimme seines Betriebssystems verliebt (im Original Scarlett Johansson, in der Synchronisation ihre übliche Synchronstimme, die meiner Meinung nach an Erotik das Original übertrifft), hat zunächst seinen Reiz. Dass dies überhaupt glaubwürdig ist, liegt an dem Grundgedanken, dass es sich bei Betriebssystem Samantha um eine Form der künstlichen Intelligenz handelt, die lernfähig ist und sich mittels Intuition und Erfahrung immer weiter entwickelt.---ACHTUNG, AB HIER WIRD GESPOILERT --- Und so gehen Theodore und Samantha eine Liebesbeziehung ein, die von Jonze im weiteren Verlauf des Films von vorne bis hinten durchgespielt wird: erstes Abtasten, verliebte Gespräche, der erste Sex, die Frage, wie man diesen Sex körperlich werden lassen kann, Eifersüchte von beiden Seiten, Beziehungsgespräche und Trennung. Man ahnt schon, ab wann es nachlässt. Je mehr der Film sich auf die Paarprobleme fokussiert und je mehr man die absurde Prämisse als vollkommen nachvollziehbar akzeptiert hat, desto mehr wird der Film erst zur romantischen Komödie und dann zum Beziehungsdrama. Im letzten Drittel lassen auch die wunderbar skurrilen Scherze nach, die den Film zuvor so leichtfüßig gemacht hatten: das Computerspiel „Supermom“ von einer mit Theodore befreundeten Programmiererin, in dem man Punkte verliert, wenn man den Kindern gezuckerte Frühstücksflocken serviert, weil diese durch deren Verzehr ADHS-Amok laufen; der schimpfende Zwerg in Theodores Computerspiel – nein, irgendwann geht diese Bodenhaftung verloren und man findet sich im gehobenen Diskurs der Beziehungsfragen wieder, in dem gebildete und eloquente Menschen versuchen, sich nicht zu verletzen und es gerade deshalb doch tun. Das geschieht alles mit großer Menschlichkeit und Tiefe, mit glaubhaften Emotionen und recht wenig Kitsch, war dann aber irgendwann nicht mehr der Film, den ich sehen wollte. Objektiv empfehlen kann ich ihn jedoch uneingeschränkt.