Oper in Halle/Saale

Mein Staat als Freund und Geliebte

Sa. 26.05.18 19:30

Oper von Johannes Kreidler

1 x 2 Freikarten

oder

Johannes Kreidler bringt in seinem neuen Musiktheaterwerk angesichts des weltweit erstarkenden Nationalismus eine Reflexion über Gemeinschaft, Massenbewegungen, Staatstheorien und Protest in eine Bühnenform. Er legt den Finger in die Wunde eines Begehrens nach Zusammenhalt, Zugehörigkeit und gesellschaftlichem Sinn.


Der Protagonist dieses Werkes ist ein für die Oper gleichermaßen grundlegender wie vernachlässigter Charakter: der Chor. Traditionell steht er in der Oper für Gemeinschaftlichkeit und für das Erleben eines von verschiedenen Sänger-Körpern geteilten Klangs voller Kraft, Intensität und Überwältigungspotenzial. Der Chor erzählt und flankiert den Plot einer Operngeschichte, er ist die sinngebende Instanz und kommentiert das dramatische Geschehen. Darin ist er eine Schlüsselfigur, um die gegenseitige Durchdringung philosophischer, sozialer und realgeschichtlicher Diskurse mit der Ästhetik der Operngeschichte zu verstehen. Kreidlers Arbeit greift diese Chorfunktion auf und zeichnet ihre Entwicklung von der antiken Volksmasse hin zur heutigen Stellvertreterschaft eines organisierten Staatsapparats nach. Das Werk macht gegenwärtige Gemeinschaftskonzepte vom Patriotismus bis zur bürgerlichen Kleinfamilie als politische Instrumente bestimmter Interessen erfahrbar, in denen libidinöse Bindungen instrumentalisiert und orchestriert werden: Brüderlichkeit, Liebe zur Nation, Opfer für die Gemeinschaft. Dynamiken von Masse und Einzelnem, Revolte und Eingliederung werden seziert, ästhetisiert und somit wahrnehmbar gemacht, um sie in ihrem gegenwärtigen Gewaltpotenzial erfahrbar werden zu lassen.


Der Komponist und Aktionskünstler Johannes Kreidler ist einer der meist diskutierten und polarisierendsten Figuren der Neuen Musik. Doch Musik allein gibt es für ihn nicht. Musik hat mit Technologie zu tun und mit der Politik der Technologie, mit Konsumverhalten und dem kulturellen und wirtschaftlichen Wert von Kunst. Politik und Alltag lassen sich für ihn nicht ausklammern, wenn er komponiert. Die Nöte, in denen man sich befindet, müssen in das Kunstwerk hinein geholt werden und das, was sonst subkutan passiert, soll deutlich hervortreten. Das Material für Kreidler ist die Welt, die uns umgibt, das Internet, unsere durchökonomisierte und -technologisierte Welt. Fallende Börsenkurven speist er in einen Kompositionscomputer für Kinder ein und heraus kommt wohl die beschwingteste und naivste Melodie zur Krise. Globalisierte Ausbeutung thematisiert er nicht über die Abbildung, sondern im Nachvollzug der Mechanismen: In der Auftragskomposition fremdarbeit agierte er als Komponisten-Unternehmer und reichte den Auftrag an in China und Indien lebende und deutlich billiger arbeitende Komponisten weiter: Das was alltäglich hingenommen wird, gewinnt provozierende Lesbarkeit.


Tickets:
ab 16,00 € bis 34,00 €


Weitere Informationen unter:
www.buehnen-halle.de


Foto: © Sebatian Hannak

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